122. Friede.
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totenbleich unter seinen Knien wand. „Helft, ach helft ihm, Herr Lehrer!“
rief des Amtmanns Frau, die mit ihrem Söhnlein jammernd in den
Hof gerannt kam; „helft, er hätt' es Euch auch getan!“ — „Herr Amt⸗
mann,“ rief ich über das Bitter hinüber, „gebt in Gottes Namen das
Geld her! Die Herrschaft will lieber das Geld als einen so treuen
Diener verlieren. Wir alle sind Zeugen, daß Ihr Eure Schuldigkeit
redlich getan habt!“
Nun sagte der Amtmann, man solle ihn loslassen, er wolle der
Gewalt weichen, ging mit dem Hauptmann ins Haus und gab ihm die
Geldkiste, die er in der Eile, als er das Gesindel kommen sah, unter einer
aufgehobenen Diele des Bodens versteckt hatte. Als der Hauptmann
das Geld brachte, erhob die Bande ein lautes Freudengeschrei, sprang
auf die Pferde und war im Nu davon.
122. Friede.
Friedrich v. Schiller.
O schöner Tag, wenn endlich der Soldat
ins Leben heimkehrt, in die Menschlichkeit,
zum frohen Zug die Fahnen sich entfalten
und heimwärts schlägt der sanfte Friedensmarsch;
wenn alle Hüte sich und Helme schmücken
mit grünen Maien, dem letzten Raub der Felder!
Der Städte Tore gehen auf von selbst;
nicht die Petarde braucht sie mehr zu sprengen;
von Menschen sind die Wälle rings erfüllt,
von friedlichen, die in die Cüfte grüßen.
Hell klingt von allen Cürmen das Geläut,
des blut'gen Tages frohe Vesper schlagend.
Aus Dörfern und aus Städten wimmelnd strömt
ein jauchzend Volk, mit liebend emsiger
Zudringlichkeit des Heeres Fortgang hindernd.
Da schüttelt, froh des noch erlebten Cags,
dem heimgekehrten Sohn der Greis die Hände.
Ein Fremdling tritt er in sein Eigentum,
das längst verlass'ne, ein; mit breiten Üsten
deckt ihn der Baum bei seiner Wiederkehr,
der sich zur Gerte bog, als er gegangen.