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Mit Stolz und in erhebender Erinnerung an die große
Zeit von 1813 —15 haben die alten Ritter ihren jungen
Kameraden von 1870 die Hand gereicht und sie als Genossen
derselben Auszeichnung begrüßt.
Der König besuchte in Begleitung des Kronprinzen und
mehrerer Generale die Verwundeten in dem Schlosse zu Ver—
sailles und fragte die einzelnen in seiner leutseligen Weise nach
der Art der Verwundung. Da trat er auch an das Bett eines
Schlesiers vom 47. Regiment, der das rechte Bein verloren
und außerdem einen Schuß in der rechten Schulter hatte.
Als der König den wackern Soldaten fragte, wo er ver—
wundet sei, antwortete derselbe: „Hier Majestät! Ich habe das
rechte Bein verloren, und das ärgert mich; denn nun kann ich
nicht mit nach Paris marschieren, und zur Zugabe haben mich
die Kerle noch hier in die Schulter geschossen.“
Der Kronprinz sagte: „Nun, mein Sohn, dann sollst du
ein künstliches Bein bekommen und doch mit uns in Paris ein—
rücken.“
Treuherzig jedoch entgegnete der Schlesier: „Ja, Königliche
Hoheit, das glaube ich, aber ich kann mir doch nicht mehr das
Eiserne Kreuz verdienen.“
Der Kronprinz legte seine Hand auf das Braven Kopf und
sagte: „Auch das, mein Sohn, sollst du haben,“ und der König
nickte bejahend und ging weiter; eine Träne stand in seinem
Auge. Schon nach zwei Stunden kam ein Adjutant und über—
reichte unserm Schlesier das Eiserne Kreuz.
63. Die Friedens-Depesche des Kaisers und Königs
Wilhelm an seine Gemahlin, die Kaiserin-Königin Augusta,
vom Kriegsschauplatz 1871.
Den 2. März.
Soeben habe ich den Friedensschluß vollzogen, nachdem er
schon gestern in Bordeaur von der Nationalversammlung an—
genommen worden ist. So weit ist also das große Werk vollendet,