Full text: [Teil 2 (Mittelstufe, 1. Abteilung), [Schülerband]] (Teil 2 (Mittelstufe, 1. Abteilung), [Schülerband])

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von einem andern, so ging er hin ins Glockenhaus, faßte an 
den Glockenstrick und läutete. Sogleich kamen die Richter aus 
der Stadt zusammen und richteten. Zufällig tappte auch der 
Schimmel in dieses Glockenhaus hinein; und da er alles mit 
seinen Lippen berührte und aus Hunger mit den Zähnen alles 
benagte, fand er auch den Strick, faßte ihn mit den Zähnen 
und fing an zu läuten. Sogleich kamen die Richter und sahen 
den Schimmel als Kläger. Da sie wohl wußten, wie große 
Dienste der Schimmel seinem Herrn geleistet hatte, ging ihnen 
die Sache zu Herzen. Sie ließen den Kaufmann sogleich herbei— 
rufen, der sich nicht wenig wunderte, als er an der Klageglocke 
seinen Schimmel sah. Er wollte sich über seine Hartherzigkeit 
rechtfertigen; allein die Richter fällten folgendes Urteil: 
Die Rügeglocke hat getönt, 
der Kläger stehet hier; 
durch nichts wird Eure Tat beschönt. 
Und so gebieten wir, 
daß Ihr sogleich das treue Pferd 
in Euern Hausstall führt 
und bis ans Ende pflegt und nährt, 
wie's Euch als Christ gebührt. 
So mußte der Kaufmann den Schimmel wieder zu sich 
nehmen; es ward auch ein Mann gesetzt, der bisweilen nachsah, 
ob der Schimmel keine Not litt. An dem Glockenhause bildete 
man aber in Stein zum Andenken die ganze Geschichte ab. 
1. Der Gerechte erbarmet sich seines Viehs; 
aber das Herz der Gottlosen ist unbarmherzig. 
Spr. Sal. 12. 10. 
2. Wer gleichgiltig gegen ein treues Tier ist, 
wird auch für seinesgleichen kein Herz haben. 
Friedrich II. 
Berlinisches Lesebuch. Mittelstufe J. 
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