Full text: Lesebuch für die obere Stufe (Abteilung 2, [Schülerband])

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59. Der Friede. 
derselben besetzen, bis der Friedensvertrag von der National-Ver⸗ 
sammlung genehmigt und unterzeichnet war. Nachdem dies geschehen 
war, vollzog denselben der Kaiser am 2. März. Wie oben schon 
gesagt wurde, erhielt Deutschland dadurch die Länder zurück, welche 
von Rechts wegen ihm gehörten, und außerdem hatten die Franzosen 
b Milliarden Kriegskosten zu zahlen. Um uns eine Vorstellung davon 
machen zu können, wie ungeheuer groß diese Summe ist, sei folgendes 
bemerkt. Eine Milliarde sind 1000 Millionen, also 5 Millarden 
5000000000. Ein Frank gilt 80 Pf., mithin sind 5000 Millionen 
Franken — 4000 Millionen oder vier Milliarden Reichsmark. Um 
einigermaßen zu ermessen, was zu einer Milliarde gehört, bedenke 
man, daß seit der Geburt Christi noch nicht einmal eine Mil— 
liarde Minuten verflossen sind. Hätte man in jeder Minute Tag 
und Nacht ein 5 Frankenstück oder 4 Mark zurückgelegt, so hätte 
man seit Beginn unserer Zeitrechnung obige Summe noch nicht zu— 
sammengebracht. 
Darum hatten die Franzosen nicht alles auf einmal zu zahlen, 
sondern es wurde ihnen ein Zeitraum von 3 Jahren gelassen. Während 
dieser Zeit wurden einzelne Teile Frankreichs von deutschen Truppen 
besetzt gehalten, deren Unterhaltung die Franzosen zu übernehmen hatten. 
2. Nachdem am 2. März in Versailles der Friedensschluß 
erfolgt war, verkündigte Se. Majestät der Kaiser dieses vom ganzen 
deutschen Reiche heiß ersehnte Ereignis mit folgenden Worten: 
Soeben habe Ich den Friedensschluß unterzeichnet, nachdem 
er schon gestern in Sordeaux von der Uationalversammlung ange— 
nommen worden. 
Soweitist das große Werk vollendet, welches durch sieben- 
monatliche siegreiche Kümpfe errungen wurde Daunk der Tapfer- 
keit, Hingebung und Ausdauer des unvergleichlichen Heeres in 
allen seinen Teilen und der Gpferfreudigkeit des Vaterlandes! 
Der Herr der Heerscharen hat überall unser Unternehmen 
sichtlich gesegnet und daher diesen ehrenvollen Frieden in seiner 
Gnade gelingen lassen; ihm die Ehre, der Armee und dem vVater— 
lande meinen Dank! 
wilhelm. 
3. Wo die Kunde am 3. März im deutschen Vaterlande erscholl, 
da bewegte freudiger Dank gegen den Herrn der Heerscharen die Herzen, 
und inbrünstige Dankeslieder ertönten unter dem Geläute der Glocken 
und dem Viktoriaschießen der Kanonen. 
So war der größte Krieg, den die Weltgeschichte kennt, weit über 
Erwarten ruhmreich beendigt. Und nicht bloß die Linientruppen 
haben Anteil an den Siegen, sondern auch die Landwehr hat ihr 
Blut für die heilige Sache eingesetzt und sich den Vätern von 1813 —15 
würdig an die Seite gestellt. Die ganze Landwehr hat auf dem Boden 
von Frankreich gestanden und z. B. bei Metzz, bei Paris, bei Bel⸗
	        
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