Full text: [Oberklassen, [Schülerband]] (Oberklassen, [Schülerband])

Galgentod! Du da, Peter, bist vierzehn Jahre alt, hast 
zwei gesunde Augen — such dir Arbeit! — Du, Gabriel, 
bist dreizehn Jahre alt, hast zwei gesunde Arme, geh und 
schaff! — Du, Veit, bist elf Jahre alt, hast gesunde Beine, 
lauf nach deinem Brot!" 
Da riefen alle verwundert: „Vater, wo sollen wir Brot 
suchen ohne es zu betteln?" 
Darauf führte Hansjörg seine drei Söhne durch Dorf 
und Stadt und Feld und Wald. Er ließ sie alle großen 
Knochen sammeln, die weggeworfen waren, und an geschickte 
Dreher verkaufen, die dergleichen zu mancherlei verarbeiteten. 
Desgleichen lasen sie alles alte Glas in große Säcke zu¬ 
sammen und verkauften es an die Glaser. Im Sommer 
brachten sie große Päcke von gesammelten Wacholderbeeren, 
Salbei, Rosenblättern, Holunderblüten u. dgl. in die Zlpotheke 
und wurden schön bezahlt und bekamen frische Bestellung. 
Wo man ihnen Asche gab, schleppten sie solche zusammen. 
Da waren denn immer Seifensieder und andere Handwerker, 
die dieselbe gern hatten. — Wollene und leinene Lumpen 
hoben sie sorgfältig auf; je größer ihr Haufe war, den sie 
an den Papiermacher verkauften, desto dicker schossen die 
Nickel- und Silberstücklein aus dessen. Tasche hervor. — Ja, 
keine Feder, die zum Bett- oder zum Schreibgebrauch taugte, 
durfte.verloren gehen. 
Im Herbst gab es für die drei Knaben vollauf zu tun. 
Wo es erlaubt war, suchten sie das wilde Obst zusammen, 
woraus verständige Haushaltungen Essig, Most und andere 
nützliche Sachen bereiten; im Walde fanden sie eine außer¬ 
ordentliche Menge Samen von Eichen, Buchen, Hagebuchen, 
Birken, Erlen, Ulmen, der ihnen von den Oberförstern und 
Samenhändlern teuer bezahlt ward. Unter den wilden 
Kastanienbäumen lasen sie die Kastanien in ihre Säcke auf, 
ließen sie in einer Mühle mahlen, wo man sie zwar aus¬ 
lachte, weil der Müller meinte, sie wollten das Mehl von 
diesen bittern Kastanien essen, die kein Tier und kein Mensch 
genießen mag; aber die kleinen Söhne des Hansjörg ließen 
den Müller lachen und verkauften ihr Kastanienmehl an 
Buchbinder, Tapezierer und andere Handwerker zu Kleister 
- und Pappe. 
Im Winter beschäftigten sich die Kleinen damit, Besen 
Zn binden, aus Weidenruten zierliche Körbe zu flechten oder 
alte auszubesfern oder von Stroh Teller und Körblein zu
	        
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