f
10
„Ja," riefen die Söhne, „Ihr müßt bei uns wohnen;
denn Euch nur sind wir unser Glück schuldig. Wir haben
Euern Spruch uns oft vorgebetet, wenn's uns sauer ward:
Bettelbrot ist bittre Not;
Diebcsbrot bringt Galgentod,
Aber Arbeit segnet Gott!
und dann ging's!" Also sprachen die frommen Sohne und
nahmen ihren hochbeglückten Vater mit sich.
(§. ZIchokke.)
6. Aas chkasgemäkde.
Ein armer Pilger, fromm und gut,
Mit weißem Stab und Muschelhut,
In schwarzem, wollenem Gewand,
Zog weit umher von Land zu Land.
Er sah die Unschuld oft gedrückt,
Die Schuld mit Stern und Band geschmückt;
Der Welt verworrenes Gewühl
Schien ihm fast nur des Zufalls Spiel.
So wallt er einst mit trübein Sinn
Durch eine rauhe Wildnis hin;
Der Himmel ist von Wolken schwer;
Es regnet, schneit und stürmet sehr.
Da zeigt, mit Moos bedeckt und alt.
Ein einsam Kirchlein sich im Wald.
Er zieht den Hut und geht hinein
Und schau'rlich Dunkel schließt ihn ein.
Das Spipgewölb', die Wänd' umher
Sind ohne Zierat, kalt und leer;
Der kleine steinerne Altar
Vielfältig grün vom Schimmel ivar.
Des Kirchleins einzig's Fensterlein
Nimmt des Altarblatts Stelle ein
Und schwärzlich, rot und ungestalt
Sind alle Scheiben übermalt.
„Pfui!" spricht der Mann, „welch garstig Stück
Beleidigt hier den frommen Blick!
Das malte wohl in Fieberwut
Ein blinder Mann mit Ruß und Blut!
Man sieht ja nichts als Fleck an Fleck;
Nichts hat Bedeutung, Sinn und Zweck;
Ja, dieses dunkle Chaos stellt
Mir dar ein treues Bild der Welt."