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149. Slrakvura. 1870.
O Straßburg, schöne Münster-
stadt,
Willkommen fort und fort!
Wie strahlst du nun im neuen
Glanz,
Ein Kleinod in dem deutschen
Kranz,
Du sang verlorner Hort!
Ja, lang verloren, viel beweint.
Wie ward um dich geklagt,
Seit welsche List voll Trug und
Schmach
Dich aus des Reiches Krone brach,
Im Raube nur erjagt!
Das deutsche Volk vergaß dich nicht
In allen« Groll und Schmerz.
Es blieb in Liebe dir gesinnt
Und schloß wie ein verlornes Kind
Dich trauernd in sein Herz.
Das deutsche Volk, es hielt an dir,
Des Höffens nimmer matt,
In hundert Weisen schlicht und
sacht
Hat treulich cs noch dein gedacht,
Der „wunderschönen Stadt".
Glück aus! nun kehrst du uns
zurück
In ehrlichem Vertrag;
Der dich vom welschen Bann befreit
Im ehrenreichen Waffenstreit,
Gepriesen sei der Tag!
O Straßburg, schöne Münster¬
stadt,
Wie sollst du wert uns sein!
Nun leuchtest du in neuem Glanz,
Ein Kleinod in dem deutschen
Kranz,
Die treue Wacht am Rhein!
<Frz. Binder.)
159. Gin Wölk, ein Kerz, ein Waterland.
Db wir in Not und Schmach ver¬
sunken,
In blut'gem Lader uns entzweit,
Uns blieb ein lichter Gottes-
funken,
Der Traum der deutschen Herr¬
lichkeit,
Und häuften sich die Leidenstage,
Daß schon der Treu'sten Loffnung
schwand,
Fast klang's wie eine heil'ge Sage:
Ein Volk, ein lserz, ein
Vaterland!
Das klang durch unsre schönsten
Lieder;
Das traf die deutsche Brust mit
Macht;
von Strom und Bergen hallt' es
wider;
An unsern Marken hielt es wacht.
Und als des Kampfes wilde
Flammen
Lntlohten von verruchter lfand,
Da standen endlich wir zusammen:
Lin Volk, ein ks erz, ein
Vaterlandl
Und herrlich ist das werk gelungen,
Der Feind geworfen in den Staub,
Mit unserm Blut ihm abgerungen
Der nie verjährte, schnöde Raub;
Des Sieges volle Kränze schlingen
Um uns ein unzerreißbar Band;
Nun soll's in Ewigkeit erklingen:
Lin Volk, ein fjer3, ein Vaterland!
(Albert Träger.)