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vhne Stärkungsgefühl und bei dem ersten Atemzuge fühlst
du des Feindes Nähe. Ein Blick aus dem Fenster zeigt
dir den Horizont in dicke, weißgraue Nebel gehüllt, die wie
Gebirge auf dem Meere lagern. Mit jeder Tagesstunde
steigt der bleierne Druck der Hitze, die unerträgliche Schwüle
der Luft. Unbehagen und Mattigkeit nehmen überhand;
einige Laudleute schleichen nach vergeblichen Versuchen, im
Freien zu arbeiten, todmüde in die Dörfer. Mau sitzt ein¬
silbig bis zum Mittagessen, bei dem der Appetit fehlt. Nicht
einmal so viel Kraft und Lust, um in einem Buche zu blättern,
ist vorhanden. Dann legt man sich zur Siesta Mittags¬
ruhe), von der man sich noch erhitzter erhebt. Kein Blatt
rührt sich im Walde. Der schwirrende Ton der Zikade
klingt hell und trocken durch die Gebüsche: es ist die hörbar
gewordene Sirokkohitze. Man fühlt den Schweiß auf der
Haut perlen. Da plötzlich streift uns ein Luftzug, aber so
kühl und feucht, daß man erschreckt das Oberkleid um den
Leib zieht. Die augenblickliche Erfrischung des Bades läßt
die Hitze nachher nur um so schrecklicher empfinden. Der
Sonnenball hängt blutrot in den Sirokkowolken, die sich
wie ein vom Schiffsbrande erleuchtetes Meer durcheinander
wälzen. Der Eindruck ist furchtbar, und das Schauspiel hat
etwas, als könne jeden Augenblick ein Erdbeben den alten
vulkanischen Grund erschüttern."
Im ganzen genoinmen ist die gemäßigte Zone dadurch
ausgezeichnet, daß oftmals der warme obere Westwind her¬
unterstürzt und unsere Luft plötzlich erwärmt, und daß bald
darauf der kalte, schwere, untere Ostwind sein Regiment
wieder gewinnt, daher ein beständiger Wechsel des Wetters
zu jeder Jahreszeit eintreten kann und auch wirklich meist
stattfindet. Den kalten Ostwind, weil er schwer ist, ver¬
kündet das Barometer durch Steigen, den warmen Westwind,
weil er leicht ist, verrät es durch Fallen und so wird es
zum Vorboten des Wetters. Denn der Ostwind bringt kalte,
harte und heitere Lust, der Westwind, welcher sich über dem
südlichen Meere mit Feuchtigkeit sättigte, warme, weiche und
wässerige Luft herbei, aus welcher je nach den Jahreszeiten
Regen oder Schnee herabfällt. Diese Niederschläge sind am
stärksten und gewöhnlich mit heftigen Gewittern verbunden,
wenn der kalte Stroin dem warmen gerade begegnet, weil
die Abkühlung der warmen, mit Wasser gesättigten Luft eine
gewaltsame Ausscheidung des Wassers in Tropfengestalt bewirkt.