195
warmen Platz, pustet die Federn auf, so daß er aussieht
wie eine Kugel, und steckt den Kopf unter einen Flügel.
Die gute Laune verliert er aber dabei doch nicht. Wenn
früh das Kind zum Bäcker geht, ist er der erste, der ihm
mit seinem „Fink, Fink!" einen guten Morgen bietet. Er
pfeift mit dem knirschenden Schnee um die Wette und macht
zum schlimmen Spiel immer gute Miene. Das Frühjahr
bringt dem Finken zwar reichliches Futter, warme Luft und
andere Herrlichkeiten, aber auch wieder mancherlei Mühe und
Not. Seine Kameraden kommen aus den warmen Ländern
zurück, in denen sie den Winter verlebt haben. Jeder sucht
sich ein Plätzchen und mag keinen andern Genossen in der
Nähe sonst leiden. Da gibt's Krieg über Krieg, Kampf
über Kampf. Das Beißen, Zupfen und Stoßen nimmt fast
kein Ende, so daß die Federn auf beiden Seiten herum¬
stieben. Hat aber jeder Vogel sein Plätzchen, so geht es
ans Bauen des Nestes. Ein Fiukennest ist ein kleines Ding,
aber ein wahres Meisterstück in der Baukunst der Vögel;
es ist so gleichmäßig kreisrund und regelrecht halbkugelig
und dabei so warm und dicht, daß kein Lüftchen hindurch¬
geht und Eier und Junge erkältet. Es ist auch so fest ge¬
baut, daß kein Wind es abzureißen vermag; auch sieht es
außen durch die angeklebten Baumflechten und durch das
Moos so aus, als sei es ein Teil des Baumes selbst. Es
ist von unten her schwer zu entdecken.
Ist das Nestchen fertig und innen noch mit weichen
Haaren und zarten Federn und warmer Wolle aufs beste
hergerichtet und sind dann die 4—5 zierlichen, buntfleckigen
Eier gelegt und ausgebrütet und piepen die Jungen im
Neste, so heißt es eifrig nach Futter herumspähen. Aber
der Fink ist immer bei guter Laune. Er fängt hier eine
Mücke, dort eine Raupe, erhascht hier im Busche eine Spinne,
dort am Boden ein Würmchen, ist unverdrossen und emsig
von früh bis spät in die Nacht, lustig und guter Dinge dabei.
13'