Full text: Lesebuch für die Mittelklassen der Volksschulen

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warmen Platz, pustet die Federn auf, so daß er aussieht 
wie eine Kugel, und steckt den Kopf unter einen Flügel. 
Die gute Laune verliert er aber dabei doch nicht. Wenn 
früh das Kind zum Bäcker geht, ist er der erste, der ihm 
mit seinem „Fink, Fink!" einen guten Morgen bietet. Er 
pfeift mit dem knirschenden Schnee um die Wette und macht 
zum schlimmen Spiel immer gute Miene. Das Frühjahr 
bringt dem Finken zwar reichliches Futter, warme Luft und 
andere Herrlichkeiten, aber auch wieder mancherlei Mühe und 
Not. Seine Kameraden kommen aus den warmen Ländern 
zurück, in denen sie den Winter verlebt haben. Jeder sucht 
sich ein Plätzchen und mag keinen andern Genossen in der 
Nähe sonst leiden. Da gibt's Krieg über Krieg, Kampf 
über Kampf. Das Beißen, Zupfen und Stoßen nimmt fast 
kein Ende, so daß die Federn auf beiden Seiten herum¬ 
stieben. Hat aber jeder Vogel sein Plätzchen, so geht es 
ans Bauen des Nestes. Ein Fiukennest ist ein kleines Ding, 
aber ein wahres Meisterstück in der Baukunst der Vögel; 
es ist so gleichmäßig kreisrund und regelrecht halbkugelig 
und dabei so warm und dicht, daß kein Lüftchen hindurch¬ 
geht und Eier und Junge erkältet. Es ist auch so fest ge¬ 
baut, daß kein Wind es abzureißen vermag; auch sieht es 
außen durch die angeklebten Baumflechten und durch das 
Moos so aus, als sei es ein Teil des Baumes selbst. Es 
ist von unten her schwer zu entdecken. 
Ist das Nestchen fertig und innen noch mit weichen 
Haaren und zarten Federn und warmer Wolle aufs beste 
hergerichtet und sind dann die 4—5 zierlichen, buntfleckigen 
Eier gelegt und ausgebrütet und piepen die Jungen im 
Neste, so heißt es eifrig nach Futter herumspähen. Aber 
der Fink ist immer bei guter Laune. Er fängt hier eine 
Mücke, dort eine Raupe, erhascht hier im Busche eine Spinne, 
dort am Boden ein Würmchen, ist unverdrossen und emsig 
von früh bis spät in die Nacht, lustig und guter Dinge dabei. 
13'
	        
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