Schnitter und Schnitterinnen mit Feldblumen und ziehen
mit heiterem Gesang abends in das Dorf ein.
Da sendet wohl noch der Fimmel eine erfrischende
Gabe. Dunkle Wolken steigen empor; am fernen Horizonte
flammt es hell auf; näher und näher kommt das Gewitter.
Unter Donner und Blitz strömt ein herrlicher Regen nieder
und sanft ruhen Menschen und Tiere in der kühlen, würzigen
Nachtluft. <Fr. Noll.)
56. Der Sommermorgen auf dem Lande.
Der ganze Ost entflammt sich; der Himmel glänzt von
einem zitternden Lichte; die Spitzen der Berge glühen; über
dem gewölbten Walde zerfließt eine liebliche Röte und die
Gefilde schimmern in goldener Herrlichkeit. Endlich erhebt
sich dort im Osten die Sonne, ein rollendes Meer von Feuer.
Ihre Strahlen umleuchten alles; die weite Schöpfung fühlt
ihre Gegenwart. Der Glanz des Lichtes blitzt auf den be¬
tauten Fluren; die Wiesen schimmern in reicherm Schmelz;
die Blumen entfalten sich und spiegeln ihre benetzten Blätter
vor der erwachten Sonne. Der sanfte Westwind wälzt sich
auf erfrischten Gewächsen; die Luft ist kühl; die Lerche wirbelt
ihr Morgenlied in beglänzten Wolken; jede Schönheit der
Natur enthüllt sich wieder und ein Trieb des Vergnügens
bemächtigt sich aller Sinne.
57. Worgenlied.
Die Sterne sind verblichen
Mit ihrem güldnen Schein.
Bald ist die Nacht gewichen;
Der Morgen dringt herein.
Noch waltet tiefes Schweigen
Im Tal und überall;
Auf frisch betauten Zweigen
Singt nur die Nachtigall.
Sie singet Preis und Ehre
Dem hohen Herrn der Welt,
Der über Land und Meere
Die Hand des Segens hält.
Er hat die Nacht vertrieben.
Ihr Kindlein, fürchtet nichts!
Stets kommt zu seinen Lieben
Der Vater alles Lichts.
<Hoffmann Yen Fallersleben.)