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115. Thüringen und dessen Waldreichtum.
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Mitten in Deutschland zeigt die Karte ein Stück
Land, Phuringen, das ist bunt wie der Vogel Stieg-
iiz ein wenig blau und braun, ein wenig rot, gelb,
grün, von allèm nur ein Klein wenig. Hier ein Tröpf.
chen, dort ein Hleckchen, immer grölser, und Neiner,
dass es bunt und kreuz und quer durcheinander läuft.
Das Ganze ist ein hübscher, bunter Teppich im Saale
des deutschen Landes, schön gestickt und schön
geziert. Mit grünem Grunde lagert hier ein schönes
PTal, dort ragen blaus Berge mit Ritterburgen. Hier
si ein ilberues FPlusschen mit vielen Mühlen, darin
os Happert und pocht und stampft; dort liegt ein
Stadtlein reizgend schön am Berge unten.
In diesem Lande ist gut wohnen; denn es zeichnet
sieh aus dureh seine Pruchtbarkeit. Man braucht
nur ein wenig auf dié Höhe zu steigen, so über.
Seht man meilenweit die üppigsten Felder mit allerlei
Prũuchten; dazwischen liegen die friedlichen, stattlichen
Dorfer, von freundlichen Garten und schönen Obst
anlegen eingeschlossen, dann die Eöstlichen Wiesen
un weiter die grünen, frischen Walder und Bäche
ur Hlüsse dazu, — es ist fürwahr eine rechte Lust
n. Eracht. Und wie das Land, so die Leute. Der
Thuringer von echtem Schrot und Korn ist von
starkem, gedrungenem Körper, von rubigem, heiterem,
bebaglelen Wesen, dem man's ansieht, dals er die
beit nicht scheut, aber sich auch wobl und glück-
Ick fublt auf seinem schönen Grund und Boden und
das bi niehts abgeht zu des Leibes Nahrung und
Voblsein. Beim Vogelschiessen und bei der Kirmols
geht's lustig her, und kämest du einmal zu solchem
eoudentage, du brauchtest dich nicht lange zu be—
innen, ob du teilnehmen dürftest; denn es wohnt in
eogenm Volke ein so biederes und freundliches Wesen,
dass dem Gaste gar bald das Herz aufgeht und aueh
der Fromdling Sch hier wohl und heimisch findet.
Woer aber gern bei Sang und Klang weilt, dem vird
a lntot diesem Volklein ganz besonders gesfallen;