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Als ich herangewachsen war und in die Welt
sintrat, wo iob Gelegenheit hatte, die Handlungen der
Menschen zu beobachten, glaubte ich viele, ja sogar
gehr viele Leute 2zu bemersen, welehe zu viel für
ihre Pfeife gaben
Sah ich einen Phrgeizigen ängstlich nach Hof-
gunst streben und seine Zeit in Vorzimmern ver—
gchwenden, seine Rube, seine Ereiheit, seine Pugend
und wohbl auch seine Freunde opfern um sie zu
erlangen, so sagte ich zu mir selbst: Der gibt zu viol
für seine Pleife!
Sah ich einen andeèren um Volksgunst bublen,
sich beständig in politische Handel mischen, seino
eigenen Sngelegenbeiten darüber vernachlässigen und
sioh dadurébh u Grunde richten, so sagte ich: Pr
zahlt wahrlich zu viel für seine Pfeife!
Wenn ieh einen Geizhals traf, der sich jede Art
von Bequemlichkeit versagte, sich um das Vergnügen,
anderen Gutes zu tun, betrog, die Achtung seiner
Mitbürger verscherzte und auf die Genüsse zürtlicher
EFPreundechaft verzichteté nur um Schätze aufzuhäufen,
so dachte ich: Armer Mann, du bezahlst in der Tat
zu viel für deine Pfeife!
Fand ich einoen Mann des Vergnügens, der jede
Geistesfreude, jede Gelegenbeit, sein Vermögen zu
mehren, bloss sinnlichen Genüssen hintansetzte, so
sagte ichh: Betrogener Mann, du schaffst dir Leiden,
statt Lust; du gibst zu viel für deine Pfeifol
Sehbe ich einen vernarrt in schöne Kleider, schönes
Hausgerât und schöne Equipagen, die all sein Ver-
mõgen ubersteigen, dafür Schulden machen und seine
Laufbahn im Gefangnisse beschliessen, so sage ich:
O wehb! der hat seine Pfeifeé teuer, sehr teuer be—
zahlt!
Kurz, wo ich hinsah, bemerkte ich, dass die
Menschen sicbh den grössten Teil ihres Dlendes dadurch
selbst zuziehen, dass sie den Wert der Dinge nicht
richlig 2u schaizen wissen und dals sis zu viel für
ihre Pfeoifen bezahlen.
GBenjamin Franklin.)
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