42 Friedrich II. Der baierische Erbfolzcstreit. 12.
Mittelung und einigten sich mit Rußland, dieses für die Rückgabe der
eroberten türkischen Länder, sich selbst aber theils für Rüstungskosten^
theils für (von Preußen) gezahlte Hülfsgelder zu entschädigen durch
die (erste) Theilung Polens: Preußen erhielt Westpreußen, wie es
im Thorner Frieden (1466) an Polen abgetreten war, zurück (außer
Danzig und Thorn nebst Gebiet), dazu einen Theil von Großpolen
auf beiden Ufern der Netze (den Netzdistrict) und das von Ostpreußen
umschlossene (1657 wieder abgetretene) Bisthum Ermeland. Seit
der Wiedererwerbung Westpreußens, wodurch eine unmittelbare Ver¬
bindung der östlichsten Provinzen mit den mittlern hergestellt war,
nannte sich Friedrich II. König von Preußen.
Die Erweiterung des Küstengebietes und die Herrschaft über den
schiffbarsten Theil der Weichsel, beides Folgen der jüngsten Erwerbungen^
veranlaßten die Stiftung der mit bedeutenden Privilegien ausgestatteten
Seehand lungs-Gesellschaft und eine großartige innere Wafserver-
bindung für alle seine östlichen und mittleren Provinzen durch die Anlage
des Bromberger Canals zwischen der Brahe (also auch Weichsel)
und der Netze (also auch der Oder und Elbe).
Der baierische Erbfolgeftreit 1778—79.
Kaiser Joseph II., welcher für den Verlust Schlesiens Ersatz
suchte, bewog den Kurfürsten Karl Theodor von der Pfalz, als er
nach dem Äussterben der jüngern Linie des Hauses Wittelsbach
Baiern geerbt hatte, alte Ansprüche Oesterreichs auf , Niederbaiern
(und die böhmischen Lehne in der Oberpfalz) anzuerkennen, und nahm
diese Länder sofort in Besitz. Da jedoch Friedrich II. eine solche
Vergrößerung und Abrundung Oesterreichs für seine eigene Sicherheit
gefährlich hielt, so veranlaßte er den Herzog von Pfalz-Zweibrücken,
den muthmaßlichen Erben Karl Theodor's, bei den Reichsständen
gegen diese Zerstückelung eines deutschen Kurlandes zu Gunsten der
österreichischen Hausmacht zu protestiren. Vergeblich bot Joseph II.
dem Könige seinerseits die Genehmigung der Ansprüche Preußens auf
Ansbach und Baireuth. Endlich bestimmte das Einrücken preußischer
Truppen in Böhmen und die Drohung der russischen Kaiserin, Preußen
zu unterstützen, den Kaiser im Frieden zu Teschen (in Oester-
reichisch-Schlesien) 1779, sich mit dem sogen. Jnnviertel (zwischen
Donau, Inn und Salza) zu begnügen. Als dieser später seinen
Lieblingsplan, Baiern zu erhalten, erneuerte und dem Kurfürsten Karl
Theodor die österreichischen Niederlande nebst dem Titel eines Königs
von Burgund für Baiern anbot, willigte der kinderlose Kurfürst zwar