Full text: Lesebuch für die Mittel- und Oberstufe (Teil 2, [Schülerband])

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15. Hoch entere SBalbbeeren. 16. Der Blinde und der Lahme. 
15. Noch andere Waldbeeren. 
Im Walde findet man noch mancherlei Beeren, die gern ge¬ 
sammelt, auch verkauft werden. 
1. Die Heidel- oder Blaubeeren. Sie wachsen an 
niedrigen Sträuchern. Diese haben glatte Blätter. Die Beeren 
sind so groß wie Erbsen und dunkelblau. Daher heißen sie auch 
Blaubeeren. In Wäldern und Heiden sind von den Sträuchern oft 
große Strecken bedeckt und in fruchtbaren Jahren mit blauen Beeren 
wie besäet. 
2. Der Brombeer- und der Himbeerstrauch werden so 
groß wie die Stachel- und Johannisbeersträucher. Jener hat lange 
Ranken mit krummen Stacheln. Die Blüten sind weiß. Aus ihnen 
werden glänzend schwarze Beeren. Sie sind so dicht aneinander 
gewachsen, daß ihrer viele wie eine einzige Beere aussehen. Sie 
sind unschädlich, schmecken aber nicht so süß und angenehm wie die 
Himbeeren. Diese sind ihnen ganz ähnlich, haben aber eine hell¬ 
rote oder gelbe Farbe. Aus ihnen wird ein Saft gepreßt. Kocht 
man diesen mit Zucker, so ist er sehr kühlend. Er wird daher von 
Kranken und an heißen Sommertagen gern genossen. «„«i«. 
16. Der Blinde und der Lahme. 
Ein lahmer Mann saß traurig am Wege. Da kam ein 
Blinder vorbei. Der Lahme, dem die Zeit lang wurde, rief 
ihn an: „Wie geht’s Freund?“ — Der Blinde klagte, er könne 
den Weg nicht finden. Er fragte daher den Lahmen, ob er 
ihn nicht eine Strecke Weges führen wolle. — „Ach!“ er¬ 
widerte der Lahme, „wie gerne thäte ich’s, wenn ich so ge¬ 
sunde Beine hätte wie du! Aber ich armer Mensch kann 
nicht gehen!“ — „Und ich armer Mensch kann nicht sehen!“ 
entgegnete der Blinde. So klagten sie sich beide ihr Elend. 
Auf einmal kam dem Blinden ein guter Rat in den Sinn. 
„Höre!“ sagte er zu dem Lahmen, „setz’ dich auf meinen 
Rücken; ich will dich tragen. Ich leihe dir meine gesunden, 
starken Beine; dafür leihst du mir dann deine gesunden, 
hellen Augen!“ 
Gesagt, gethan! Der Blinde trug den Lahmen, und der 
Lahme leitete den Blinden. So half einer dem andern: 
Vereint waren sie imstande zu thun, was einzeln keiner von 
ihnen vermocht hätte. chr. ▼. schm«.
	        
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