NepubllkanlsmuS im span. Amerika, gehemmte Forrschr. rc. 679
Spanien konnte dieß nicht hindern: Frankreich willigte
in die Unabhängigkeit Haytis, aber laut Vertrags vom
12. Fcbr. 1838 gegen 60 Millionen Franken in 30 Iah.
ren abzuzahlender Entschädigung sür ehemals französische
Kolonisten.
In Amerika hat der Feldzug Angoulemes den Sieg
der Freiheit, in Frankreich säst so sehr als in Spanien
das Werk der Finsterniß gefördert. Hoch trugen die Ul»
rras nun den Kops: sie hatten die Schmach der Inva¬
sionen von 1814 und 15 abgewaschen, dem Heere wieder
die Bahn des Ruhms erschlossen, dem Kabinet eine ge¬
bietende Stellung vor der Welt errungen. Man höre
den Jubel des Vicomtes von Chateaubriand, der durch
sein französisch stolzes Benehmen in Verona VilleleS Zu¬
trauen gewonnen, daher am 1. Jan. 1823 den Vicomte
oder jetzt Herzog Montmorency im Ministerium des Aus¬
wärtigen ersetzt, und als Minister jenen Krieg geleite!
hatte: ruhmredig weist er darauf hin, Napoleon habe
nach 7jähriger Anstrengung Spanien verloren, Angou-
lemc in 5 Monaten Spanien erobert. Pfingsten 1824
wurde Chateaubriand verabschiedet: man hatte ihm blos
die Verantwortlichkeit sür die von ihm am heftigsten ge¬
wünschte Expedition ausbürden wollen. Den 4. Aug. 1824
gieng Villcles Vorschlag durch, die Kammer statt alle 5,
erst alle 7 Jahre zu erneuern, und den 15. Aug. wurde
die Censur förmlich eingeführt. Ludwig XYIII. schlum¬
merte im geheimen Nathe ein, oder kramte Geschichtchen
aus, um sein inimisches Talent zu zeigen, während die
Minister schweigend zuhörteu, und Herr von Corbiere,
Tabacksdose und blaues Taschentuch vor sich hinlegend,
beide Ellbogen auf den Tisch stemmte. Den 16. Sept.
1824 wachte Ludwig nicht mehr auf: sein Bruder Ar¬
tois, der ihm als Karl X. nachfolgte, hatte bereits
die letzte Stufe eines früher» Wollüstlings, die der Bi¬
gotterie, erreicht. Daß er gelinde Saiten anschlug, und
den 29. Sept. sogar die Preßfreiheit herstellte, war nur
ein kurzes Vorspiel. Den 8. Jan. 1825 erschien Vil-