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dran erwürgen! Ich bin in einer ehrlichen Fehd' begriffen. Du könntest
Gott danken und dich vor der Welt groß machen, wenn du in deinem
Leben eine so edle That gethan hättest, wie die ist, um welcher ich ge—
fangen sitze.
Rat (winkt dem Ratsherrn, der zieht die Schelle).
Götz. Nicht um des leidigen Gewinstes willen, nicht um Land
und Leute unbewehrten Kleinen wegzukapern, bin ich ausgezogen. Meinen
Jungen zu befreien und mich meiner Haut zu wehren! Seht ihr was
Ünrechts dran? Kaiser und Reich hätten unsere Not nicht in ihrem
Kopfkissen gefühlt. Ich habe, Gott sei Dank, noch eine Hand und habe
wohl gethan, sie zu brauchen.
Gürger treten herein, Slangen in der Hand, Wehren an der Seite.)
Götz. Was soll das?
Rat. Ihr wollt nicht hören. Fangt ihn!
Götz. Ist das die Meinung? Wer kein ungrischer Ochs ist, komm'
mir nicht zu nah! Er soll von dieser meiner rechten eisernen Hand eine
solche Ohrfeige kriegen, die ihm Kopfweh, Zahnweh und alles Weh der
Erden aus dem Grund kurieren soll. Sie machen sich an ihn, er schlägt den einen
zu Boden und reißt einem andern die Wehre von der Seite, sie weichen.) Kommt!
Kommt! Es wäre mir angenehm, den Tapfersten unter euch kennen zu lernen
Rat. Gebt euch!
Götz. Mit dem Schwert in der Hand! Wißt ihr, daß es jetzt
nur an mir läge, mich duͤrch alle diese Hasenjäger durchzuschlagen und
das weite Feld zu gewinnenꝰ Aber ich will euch lehren, wie man Wort
hält. Versprecht mir ritterlich Gefängnis, und ich gebe mein Schwert
weg und bin wie vorher euer Gefangener.
Rat. Mit dem Schwert in der Hand wollt ihr mit dem Kaiser
rechten?
Götz. Behüte Gott! Nur mit euch und eurer edlen Kompanie.
— Ihr könnt nach Hause gehen, gute Leute. Für die Versäumnis kriegt
ihr nichts, und zu holen ist hier nichts als Beulen.
Rat. Greift ihn! Giebt euch eure Liebe zu eurem Kaiser nicht
mehr Mut?
Götz. Nicht mehr, als ihnen der Kaiser Pflaster giebt, die Wunden
zu heilen, die sich ihr Mut holen könnte.
Gerichtsdiener. Eben ruft der Thürner; es zieht ein Trupp
von mehr als Zweihunderten nach der Stadt zu. Unversehens sind sie
hinter der Weinhöhe vorgedrungen und drohen unsern Mauern.
Ratsherr. Wehe uns! Was ist das?
Wache. Franz von Sickingen hält vor dem Schlag und läßt euch
sagen, er habe gehört, wie unwürdig man an seinem Schwager bund—
brüchig geworden sei, wie die Herren von Heilbronn allen Vorschub
thäten. Er verlange Rechenschaft, sonst wolle er binnen einer Stande
die Stadt an vier Ecken anzünden und sie der Plünderung preisgeben
Götz. Braver Schwager!