Full text: [Teil 8 = 8. Schuljahr, [Schülerband]] (Teil 8 = 8. Schuljahr, [Schülerband])

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Nach achtjährigem Aufenthalte in der Karlsschule wurde Schiller 
zu Ende des Jahres 1780 in Stuttgart als Regimentsarzt angestellt. 
Er ließ nun seine „Räuber“ drucken, die dann mil einigen Anderungen 
auf dem Theater zu Mannheim 1782 aufgeführt wurden. Weil er den 
Aufführung ohne Ürlaub beiwohnte, wurde er init vierzehntägigem Arrest 
bestraft und ihm bei Festungsstrafe verboten, etwas zu schreiben, was 
nicht in sein Fach gehöre. Weil jede Aussicht sich ihm verschloß, aus 
seiner drückenden Lage, in der ihm nicht einmal der Gebrauch seiner 
Geistesgaben gestattet blieb, befreit zu werden, so reifte in ihm der 
Plan, sich selbst durch einen kühnen Schritt in Freiheit zu setzen und 
der Heimat zu entfliehen. 
Forthin lebte Schiller der Dichtkunft und beschäftigte sich mit 
ernsten Studien in Geschichte und Philosophie. Allein schon 1791 wurde 
er von einem gefährlichen Brustübel befallen, von dem er sich nie völlig 
erholt hat. Seine angegriffene Gesundheit nötigte ihn auch, 1797 feine 
Professur in Jena, die er 1789 angenommen hatte, niederzulegen. Sei 
dem lebte er in Weimar, glücklich im Kreise seiner Freunde und seiner 
Familie, von seinem Fürsten hochgeehrt und im lebhafteften Verkehr mit 
seinem Herzensfreunde Goethe. Im Herbste 1801 ging er zur ersten 
Aufführüng seiner „Jungfrau von Orleans“ nach Leipzig. Das Haus 
war ungeachtet des heißen Tages zum Erdrücken voll und die Aufmert 
samkeit höchst gespannt. Kaum rauschte nach dem ersten Alte den Von 
hang auf, als ein tausendstimmiges: „Es lebe Friedrich Schiller!“ wie 
aus einem Munde erscholl und Paukenwirbel und Trompetengeschmetter 
sich in den Jubelruf mischten. Der Dichter dankte aus seiner dunkeln 
Loge mit einer Verbeugung, so bescheiden, daß ihn nur wenige gewahr 
wurden. Nach der Beendigung des Stückes strömte daher alles herbei, 
ihn zu sehen. Der weite Platz vor dem Schauspielhause bis hinab nach 
dem Ranstädter Thore war dicht gedrängt voll Menschen. Als er aus 
dem Hause trat, war augenblicklich eine Gasse gebildet. „Das Haupt 
enthlößt!“ erscholl es von allen Seiten, und so ging der Vichtler durch 
die Schar seiner Bewunderer, die mit abgenommenen Hüten ihn begrüßten, 
hindurch, während hinter ihm Väter ihre Kinder in die Höhe hielten 
und riefen: „Dieser ist es!“ — Nachdem Schiller noch 1804 in Berlin 
gewesen war, wo sein Schauspiel ,Wilhelm Tell“ aufgefuührt wurde, kehrte 
er kränklich von da zurück und starb unerwartet am ß Mai 1805 im 
46. Lebensjahre. Von seinen übrigen dramatischen Werken find zu nennen 
„Don Carlos“, „Wallenstein“, „Maria Stuart“ und die „Braut von 
Messina“. Seine „Geschichte des Abfalls der vereinigten Niederlande⸗ 
und die „Geschichte des dreißigjährigen Krieges“ zeichnen sich durch 
Schönheit der Darstellung aus. Daneben entstand ein herrlicher Kranz 
von Gedichten, die durch Inhalt und Schönheit der Form unsterblich sind. 
Durch seine Persönlichkeit hat Schiller alle, die ihm näher traten, 
an sich gefesselt. Ließ auch seine lange, hagere Gestalt, sein bleiches 
Gesicht beim ersten Anblick gleichgiltig, so offenbarte sich doch in seinem
	        
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