Full text: [Teil 8 = 8. Schuljahr, [Schülerband]] (Teil 8 = 8. Schuljahr, [Schülerband])

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und als wollte sie im Wehen 
mit sich fort der Erde Wucht 
reißen in gewalt'ger Flucht, 
wächst sie in des Himmel⸗ Höhen 
riesengroß. 
Hoffnungslos 
weicht der Mensch der Götterstärke, 
müßig sieht er seine Werke 
und bewundernd untergehn. 
Leergebrannt 
ist die Stätte, 
wilder Stürme rauhes Bette 
In den öden Fensterhöhlen 
wohnt das Grauen, 
und des Himmels Wolken schauen 
hoch hinein. 
Einen Blick 
nach dem Grabe 
seiner Habe 
sendet noch der Mensch zurück — 
greift fröhlich dann zum Wanderstabe. 
Was Feuers Wut ihm auch geraubt, 
ein süßer Trost ist ihm geblieben; 
Er zählt die Häupter seiner Lieben, 
und sieh! ihm fehlt kein teures Haupt, 
In die Erd' ist's aufgenommen, 
glücklich ist die Form gefulll 
Wird's auch schön zu Tage kommen, 
daß es Fleiß und vergilt? 
Wenn der Guß mißlangd 
Wenn die Form zersprang? 
Ach, vielleicht, indem wir hoffen, 
hat uns Unheil schon betroffen. 
Dem dunkeln Schoß der heil'gen 
Erde 
vertrauen wir der Hände That, 
vertraut der Sä'mann seine Saat 
und hofft, daß sie entkeimen werde 
zum Segen, nach des Himmels Rat. 
Noch köstlicheren Samen bergen 
wir trauernd in der Erde Schoß 
und hoffen, daß er aus den Särgen 
ren soll zu schönerm Los 
Von dem Dome 
schwer und bang, 
tkönt die Glocke 
Grabgesang. 
Ernst begleiten ihre Trauerschläge 
einen Wandrer auf dem letzten Wege. 
Ach! die Gattin ist's, die teure, 
ach! es ist die treue Multer, 
die der schwarze Fürst der Schatten 
wegführt aus dem Arm des Gatten, 
aus der zarten Kinder Schar, 
die sie blühend ihm gebar, 
die sie an der treuen Brust 
wachsen sah mit Mutterlust. 
Achl! des Hauses zarte Bande 
sind gelöst auf immerdar; 
denn sie wohnt im Schattenlande, 
die des Hauses Muttet war, 
denn es fehlt ihr treues Walten, 
ihre Sorge wacht nicht mehr; 
an verwaister Stätte schalten 
wird die Fremde, liebeleer 
Bis die Glocke sich verkuühlet, 
laßt die strenge Mbeit ruhn! 
Wie im Laub der Vogel sielet, 
mag sich jeder gütlich hun. 
Winkt der Slerne Licht, 
ledig aller Pflicht, 
r der Bursch die Vesper schlagen. 
eister muß sich immer plagen 
Munter fördert seine Schrute 
fern im wilden Forst der Wandrer 
nach der lieben Heimathütte. 
Blökend ziehen heim die Schafe, 
und der Rinder 
breitgestirnte, glatte Scharen 
kommen brüllend, 
die e Ställe füllend. 
Schwer herein 
schwankt der Wagen, 
kornbeladen. 
Bunt von Farben, 
auf den Garben 
liegt der Kranz, 
und das junge Volk der Schnitter 
fliegt zum Tanz. 
Markt und Straße werden stiller. 
Um des Lichts gesell'ge Flamme 
sammeln sich die Hausbewohner, 
und das Stadtthor schließt sich knarren 
Schwarz bedecket 
sich die Erde; 
doch den sichern Bürger schrecket 
nicht die Nacht, 
die den Bösen grn wecket; 
denn das Auge des Gesetzes wacht.
	        
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