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Besinnungraubend, herzbethörend
schallt der Erinnyen Gesang,
er schallt, des Hörers Mark verzehrend,
und duldet nicht der Leier Klang:
16. „Wohl dem, der frei von Schuld
und Fehle
bewahrt die kindlich reine Seele!
Ihm dürfen wir nicht rächend nahn,
er wandelt frei des Lebens Bahn.
Doch wehe, v wer verstohlen
des Mordes schwere That vollbracht!
Wir heften uns an seine Sohlen,
das fuͤrchtbare Geschlecht der Nacht!
17. Undglaubt er fliehend zu entspringen,
geflügelt sind wir da, die Schlingen
ihm werfend um den flücht'gen Fuß,
daß er zu Boden fallen muß.
So jagen wir ihn ohn' Ermatten,
versöhnen kann uns keine Reu,
ihn fort und fort his zu den Schatten
und geben ihn auch dort nicht frei.“
18. So singend, tanzen sie den Reigen,
und Stille, wie des Todes Schweigen
liegt überm ganzen Hause schwer,
als ob die Gottheit nahe wär'.
Und feierlich, nach alter Sitte,
umwandelnd des Theaters Rund,
mit langsam abgemess'nem Schritte,
verschwinden sie im Hintergrund.
19. Und zwischen Trug und Wahr—
heit schwebet
noch zweifelnd jede Brust und bebet
und huldiget der furchtbar'n Macht,
die richtend im Verboörgnen wacht,
die unerforschlich, unergründet
des Schicksals dunkeln Knäuel flicht,
dem tiefen Herzen sich verkündet,
doch fliehet vor dem Sonnenlicht.
20. Da hört man auf den höchsten
Stufen
auf einmal eine Stimme rufen:
„Sieh' da! Sieh' da, Timotheus,
die Kraniche des Ibykus!“ —
Und finster plötzlich wird der Himmel,
und über dem Theater hin
sieht man im schwärzlichem Gewimmel
ein Kranichheer vorüberziehn.
21. „Des Ibykus!“ — Der teure
Name
rührt jede Brust mit neuem Grame,
und wie im Meere Well' auf Well',
so läuft's von Mund zu Munde schnell:
„Des Ibykus? den wir beweinen,
den eine Mörderhand erschlug?
Was ist's mitdem? Was kann er meinen?
Was ist's mit diesem Kranichzug?“ —
22. Und immer lauter wird die
Frage,
und ahnend fliegt's mit Blitzesschlage
durch alle Herzen: „Gebet acht!
Das ist der Eümeniden Macht!
Der fromme Dichter wird gerochen,
der Mörder bietet selbst sich dar!
Ergreift ihn, der das Wort gesprochen,
und ihn, an den's gerichtet war!“
23. Doch dem war kaum das Wort
entfahren,
möcht' er's im Busen gern bewahren;
umsonst! der schreckenbleiche Mund
macht schnell die Schuldbewußten kund.
Man reißt und schleppt sie vor den
Richter,
die Scene wird zum Tribunal,
und es gesteh'n die Bösewichter,
getroffen von der Rache Strahl.
0. Dramen.
56. Aus „Wallenstein.“ (1799)
Ein dramatisches Gedicht.
Aus „Wallensteins Lager,“ 5. und 6. Auftritt.
Gor der Stadt Pilsen in Böhmen. Wachtmeister, zwei Jäger, Trompeter, dann
Marketenderin u. s. w.)
Siehl Siehl
Da treffen wir lustige Kompanie.
Die Muttersprache, Ausgabe in 8 Teilen. VIII.
Erster Jäger.