Full text: [Mittelstufe, [Schülerband]] (Mittelstufe, [Schülerband])

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dichtbewaldet und voll tiefer Thäler und Schluchten. Auf einem nord¬ 
westlich vorspringenden Berge stehen die Ruinen der alten Rotenburg, 
gegen Osten aber erreicht der Bergzug seine höchste Hohe in einem über 
500 Meter hohen Bergkegel, welcher schroff zur goldenen Aue abfällt, 
und von dessen Scheitel der mächtige Turm der ehemaligen Bergfeste 
Kyffhausen weit in die lachende Gegend hinausschaut. 
d) Rundschau. 
Da liegen im Vordergründe vor dem Beschauer blühende Auen, 
grünende Wälder, umbuschte Dörfer, schimmernde Schlösser und alters¬ 
graue Ruinen. Und weithin bietet sich dem Auge die herrlichste Fernsicht 
auf die blauen, vom hohen Brocken überragten Höhen des Harzes und 
die Bergzüge des Eichsfeldes; ja bei hellem Wetter erblickt man sogar in 
duftiger Ferne das Thüringer-Waldgebirge mit dem Jnselsbergc. Da 
begreift nian, wie der Graf Botho von Stolberg, als er, von einem Zuge 
aus dem heiligen Lande zurückkehrend, vom Kyffhäuser herab zum ersten 
Male wieder die goldene Aue erblickte, in die Worte ausbrechen konnte: 
„Geht mir mit dem gelobten Lande, ich lobe mir die güldene Aue dafür!" 
c) Rückschau in die alte Zeit. 
Die Gegend um den Kyffhäuser, der alte Helmgau, gehörte im 
zehnten Jahrhundert den sächsischen Kaisern, welche sich hier häufig in den 
nahegelegenen Pfalzen zu Wallhausen und Tilleda aufhielten. Im Laufe 
der Jahrhunderte wechselte die Burg mehrmals ihre Besitzer; gegenwärtig 
ist das Gebirge im Besitze des Fürsten von Schwarzburg-Rudolstadt, 
Die einst so starke Feste verfiel immermehr, und die gewaltigen Mauern 
stürzten endlich zusammen. Der alte Glanz, welcher Kyffhausen einst um¬ 
geben hatte, ist nun verschwunden, und wo einst die deutschen Kaiser in 
ihrer Herrlichkeit gethront, wuchert dichtes Gestrüpp zwischen den Ruinen. 
Aber die Sage hat wie immergrüner Epheu ihren Arm um das alte 
Gemäuer geschlungen und weiß uns Wunderbares zu erzählen von Kaiser 
Friedrich dem Rotbart, der hier im „unterirdischen Schlosse" schläft und 
sich in alter Zeit zuweilen einem armen Gebirgskinde als Segenspender 
erwies. 
Rach Girjchner. 
Östlich vom Turme ist von den deutschen Kriegervereinen ein 
gewaltiges Denknial errichtet, welches am 18. Juni 1896 im Beisein 
Kaiser Wilhelms II. und der deutschen Fürsten eingeweiht worden ist 
Es gilt dies Denkinal dem Andenken Kaiser Wilhelms des Siegreichen 
der das deutsche Reich herrlicher und mächtiger noch, als es zu Zeiten 
Barbarossas gewesen, wieder aufrichtete.
	        
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