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3. übte Nebel ist zerstoben
der Raben düstre Schar,
und siegreich kreiset droben
der Hohenzollern Aar!
Da hebt die Flammenblicke
' der Kaiser himmelan
und spricht: „Dank dem Geschicke!
gelöst ist nun mein Bann.
4. Heil dir und deiitem Zeichen,
du Hohenzollern-Sohn,
fest wie die deutschen Eichen
steht dein erhabner Thron!
Nun steig' ich ruhig nieder
in meines Grabes Nacht;
in dir erneut sich wieder
des deutschen Reiches Macht."
K. Bomemann.
4. Das Riesengebirge.
115. Dirs Leben auf dem kiesengebirge.
1. Die Bauden des Riesengebirges, von denen einige nur im Sommer,
andere aber auch im Winter bewohnt werden, sind von Holz auf einer
steinernen Grundlage erbaut, welche etwa ein Meter hoch über den Boden
hervorragt. Der Eingang ist durch das überhängende Dach vor dem
Wetter geschützt; die Wohnstube, mit einem großen Kachelofen, einigen
Tischen und Bänken ausgestattet, ist geräumig, daneben eine Kammer, und
gegenüber, durch Hausflur und Küche getrennt, befindet sich der Stall.
Das Dach ist mit Schindeln bedeckt und reicht bei den an Bergabhängen
stehenden Bauden an der Hinterseite beinahe auf den Boden hinab; unter
demselbeit ist der Futrervorrat und zuweilen die Schlafstelle für einen Teil
der Faniilie oder der Gäste. Der Reisende findet darin eine gute Herberge.
2. Im Frühjahr ist das Viehaustreiben, im Sommer die Wanderung
auf die Waldweide die Freude und Belustigung der Bewohner dieser ein¬
samen Berghütten und der Dörfer am Fuße des Gebirges. Um Johannis
wird gewöhnlich das Vieh aus den Ställen „zu Berge getrieben." Beim
Schalle langer, hölzerner Schalmeien, Hellahörner genannt, bei fröhlichem
Gesänge und dem Geläute der Glocken, deren jedes Rind eine an einem
verzierten Bügel am Halse trägt, treibt man die blökenden Herden zwischen
Fichten und Tannen zu den Sommerbauden in das Hochgebirge, welches
nur 14 bis 15 Wochen lang von diesen fröhlichen Tönen wiederhallt.
Das ist die Ernte: da wird viel Butter und Käse gemacht für den eigenen
Bedarf und für auswärtigen Absatz; vorzüglich lobt man die runden
Kräuterkäse (Koppenkäse), denen ein gewürziges Pulver von Majoran,
Thymian, Bergsalbei, Bergminze, Steinklee und Schafgarbe beigemischt ist.
Z. Ein stets schneereicher Winter, welcher vom Oktober bis in den Mai
dauert, verkürzt die Frühlings- und Herbstzeit auf wenige Wochen, wie
in den Gegenden des hohen Nordens. Der Herbst selbst beginnt mir
Frösten, welche auf dem Gebirgsrücken meistens von Schneegestöber be-