Full text: Vom Tode Friedrichs des Großen bis zur Gegenwart (Teil 3)

§ 167. 
Der Deutsch - Französische Krieg, 1870—1871. 
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Konferenz der Großmächte erklärte Luxemburg für neutral und ver¬ 
fügte die Schleifung der Festungswerke. Dann richtete der Kaiser der 
Franzosen seine Augen auf Belgien. Durch den Botschafter Benedetti 
stellte er an Bismarck das Ansinnen, er möge seine Hand dazu bieten, daß 
Belgien unter französische Herrschaft komme. Bismarck erkannte, daß ein 
Krieg mit Frankreich im Falle seiner Weigerung wahrscheinlich war, wollte 
aber Zeit gewinnen für die Heereseinrichtungen des Norddeutschen Bundes 
und behandelte deshalb die belgische Frage „dilatorisch". 
Ganz Frankreich empfand schmerzlich den Aufschwung Deutschlands, 
und es verletzte die französische Eitelkeit, daß der Ruhm von Königgrätz 
den von Magenta und Solferino überstrahlte. Eine große Partei, der 
auch die Kaiserin zustimmte, schürte zum Kriege; „Rache für Sadowa" 
predigten die Zeitungen und verlangten die Rheingrenze. 
Napoleon selbst, kränklich und dem gefährlichen Kriege bis zuletzt ab- 
geneigt, konnte sich schwer dazu entschließen; aber es war für seine Stellung 
auch gefährlich, sich dem allgemeinen Drängen zu widersetzen. Denn auch 
mit seiner selbstherrlichen Regierungsweise war das Volk unzufrieden und 
forderte Erweiterung der Rechte des Gesetzgebenden Körpers. Statt diese 
Forderung zur Zufriedenheit des Volkes zu erfüllen, hoffte er durch einen 
Sieg über Preußen am besten eine Revolution abwenden zu können. 
2. Veranlassung. Die reaktionär gesinnte Königin Jsabella von Spanien 1§68. ■ 
(§ 155, 1) verlor 1868 durch einen Militäranfstand den Thron. Die vorläufige J - 
Regierung, die darauf die Geschäfte führte, gestattete zum Ärger der Fran¬ 
zosen dem Pariser Kabinett keinen Einfluß auf die Wiederbefetzung des Thrones, 
sondern bot dem Prinzen Leopold von Hohenzollern-Sigmaringen, 
einem entfernten Verwandten des preußischen Königshauses, die Krone an. 
Bismarck unterstützte diese Kandidatur, weil er sich davon Handelsvorteile für 
Deutschland versprach, und der Prinz erklärte sich bereit. Hiergegen ver¬ 
wahrte sich die französische Regierung, und die Zeitungen bemächtigten sich 
der Sache mit Leidenschaft. Napoleon richtete durch Benedetti an den im 
Bade Ems weilenden König Wilhelm die Aufforderung, er solle dem 
Prinzen Leopold befehlen, auf Spanien zu verzichten. Der König erwiderte, 
der Prinz sei in seinen Entschlüssen vollkommen frei. Dieser verzichtete 
nun wirklich, um nicht die unschuldige Ursache eines Krieges zu werden. 
Am folgenden Tage, 13. Juli 1870, trat Benedetti mit der neuen Forderung 1870. 
vor den König, er solle versprechen, daß auch in Zukunft die hohen- 
zollernsche Thronkandidatur niemals erneuert werde. Der König lehnte 
die Forderung, die Unmögliches verlangte, mit ruhiger Würde ab und 
verwies den Botschafter auf den ordnungsmäßigen Verhandlungswegs). 
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*) An der Stelle auf der Brunnenpromenade in Ems, wo die Unterredung 
stattfand, ist ein Stein eingelassen mit der Inschrift: „13. Juli 1870, 9 Uhr 10 Min. 
morgens." y h / *
	        
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