Erster Abschnitt. 1224—1292.
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spotteten jeder dortigen Obrigkeit. Im Innern des Comp¬
toirs, welches aus mehren weitläustigen Höfen, den Waaren-
gewölben und den Sommer- und Winterwohnungen der
Brüderschaft bestand, herrschte freilich eine ziemlich strenge
Zucht, die besonders den Verkehr mit den Einwohnern hem¬
men sollte. Jeden Hof bewohnten fünfzehn bis sechszehn
Familien (d. h. Vereinigungen); jede solche Gesellschaft hatte
ihren Hauswirth, Husbonde, der die Kaufmannsdiener (Ge¬
sellen), die Lehrlinge (Stubenjungen), Bootsknechte und
Jungen beaufsichtigte. Von unten auf mußte jeder dienen;
eignen Handel durften aber wohl nur die Husbonden und
Aeltermänner treiben. Die Kosten zur Unterhaltung der
ganzen Factorei wurden bestritten von den Procenten vom
Werthe der Güter; den Strafgeldern, entrichtet wegen Ver¬
gehens gegen die Gesetze, und von den Beiträgen derjeni¬
gen unter den Hansestädten, welche diese Niederlage unter¬
hielten; denn nicht alle Hansestädte hatten Theil daran, und
man suchte auch durch manche beschwerliche und dabei
lächerliche Prüfungen den Zudrang zur Aufnahme in's Comp¬
toir abzuhalten.
Auch in London hatten die Hansen eine Niederlage,
Guildhall genannt (Haus der Brüderschaft), und mit dem
Stahlhof verbunden, wo man die Tuche stempelte. In Brügge
hatten sie ebenfalls ein Comptoir. Unter den Waaren, die
sie aus dem Norden Europa's holten, waren vorzüglich:
Holz, Pottasche, Theer, Pech, Bernstein, Honig, Del, Hanf,
Getreide, Kaviar, Fischbein, Pelzwerk, Kupfer, Eisen, Felle,
Fische; aus den Niederlanden: Tuche, Seide, Rosinen, Man¬
deln, auch zum Theil Zucker; aus Frankreich, mit dem der
Verkehr indeß nicht lebhaft war: Wein, Salz, Tuch und
Wolle; aus England: Wolle, rohe Tuche, die namentlich
in Hamburg weiter verarbeitet wurden, Zinn und Leder.