Full text: [Schuljahr 5, [Schülerband]] (Schuljahr 5, [Schülerband])

— 49— 
ihn beim Haar gezupft, und schalt ihn. Der Hintermann sagte: Träumt 
dir oder gehst du im Schlafe ? Wie soll ich dich beim Haar rupfen, da ich 
doch kaum den Bienenstock mit den Händen halten kann! Eulenspiegel 
aber lachte in sich hinein und dachte: Das Spiel wird gut werden! 
Als sie eine Strecke weiter waren, gab er dem Hintermann einen 
Rupf, daß er sich wunderte. Dieser ward noch zorniger und sprach: 
Ich trage, daß mir der Hals knackt, und du sagst, ich zupfe dich. 
Sieh, du reißest mich beim Haar, daß mir die Hhaut kracht! Der Vorder⸗ 
mann sagte: Du lügst, du Schalk! Wie wollt' ich dich beim Haar 
ziehen ) Ich mag doch kaum den Weg vor mir sehen, du weißt das 
auch fürwahr und ziehst mich bei dem Haar! Nicht lange danach, 
da sie in dem größten Zank waren, griff Eulenspiegel den Vordermann 
noch einmal bei dem Haar, daß er mit dem Kopf hart an den Bienen⸗ 
korb stieß. Da ward er zornig, daß er die Trage fallen ließ, und 
schlug dem Hintermann finsterlings mit den Fäusten nach dem Kopf. 
Der fiel nun dem Vorderen ins Haar und zauste ihn also, daß sie 
übereinander gerieten und einer den andern verlor und keiner wußte, 
wo der andere war. So kamen sie im Finstern voneinander, fürchteten 
sich und meinten jeder nicht anders, als der Geselle sei verhert, und 
ließen den Bienenkorb liegen. 
Da nun Eulenspiegel merkte, daß sie beide weg waren, guckte er aus 
dem Korbe und sah, daß es noch finster war, blieb drinnen liegen 
und schnarchte, bis es heller Cag war. Da kroch er aus dem Bienen⸗ 
korbe, und da er nun nicht wußte, wo er war, ging er immer seiner 
Nase nach und kam zu einer Burg. Darinnen vermietete er sich als 
Hofjungen. 
39. Wie die Schildbürger das Gras auf einer alten 
Mauer weislich verwendet haben. 
In Schilda stand noch aus alten Zeiten die Ruine eines alten 
Turmes. Einstmals entdeckte einer, daß oben auf dem alten Gemäuer 
schönes Gras wuchs. Damit nun dies Gras nicht verloren gehe, sondern 
zum allgemeinen Nutzen diene, hielt man Rat, was zu tun sei. Einige 
meinten, man solle es abmähen; aber es wollte sich niemand auf die 
Mauer wagen. Andere meinten, wenn gute Schützen unter ihnen 
wären, sollten diese das Gras herunterschießen; aber es hatte niemand 
in Schilda ein Gewehr. Endlich erhob sich der Schultheiß, der von 
Rechts und Amts wegen immer den besten Rat zu geben wußte, und 
sagte, man solle doch verständig sein und die Sache einfach machen;
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.