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eigenen Wohnung zu schaffen; der Dichter machte seinen letzten
Berufsgang ins Lazarett; dann fing auch er an zu packen. Da
fielen ihm Rlopstocks Oden in die Hände; er begann in dem
Lieblingsbuche zu lesen, versuchte ein Gegenstück zu einer Ode,
die ihn besonders fesselte, zu dichten und — vergab alles darüber!
Der Freund drängte zur Eile; aber eine geraume Zeit verging,
ehe es ihm gelungen war den Dichter von seinem Gegenstande
abzulenken und wieder zu dem zurückzubringen, was die Gegen-
wart forderte.
Abends 9 Uhr kam Schiller in die Wohnung Streichers mit
einem Paar alter Pistolen unter dem Rleide. Diejenige, welche
noceh einen ganzen Hahn, aber keinen Feuerstein hatte, wurde
in den Koffer gelegt, die andere, mit zerbrochenem Schlosse, in
den Wagen getan. Dab aber beide nur mit frommen Wünschen
für Sicherheit und gutes Fortkommen geladen waren, versteht
sich von selbst. Der Vorrat an Geld war bei den Reisenden nichts
weniger als bedeutend; denn nach Anschaffung der nötigen Klei-
dungsstücke und anderen Sachen blieben Schiller noch dreiund-
zwanzig und Streicher noch achtundzwanzig Gulden übrig, welche
von der Hoffnung und dem jugendlichen Mute auf das Zehnfache
gesteigert wurden.
Nachdem der Wagen mit zwei RKoffern und einem kleinen
Klavier bepackt war, kLam der schwere Kampf, den Schiller vor
einigen Tagen bestanden hatte, nun aueh an Streicher — von seiner
guten, frommen Mutter Abschied zu nehmen. Auch er war der
einzige Sohn und die mütterlichen Sorgen lieben sioh nur dadureh
beschwichtigen, dab Schiller nicht nur die unveränderlichste Treue
gegen seinen Freund gelobte sondern auch versprach in vierzehn
Tagen wieder zurũuckkommen und von der glücklich vollbrachten
Reise Berieht geben zu wollen. Von Segenswünschen und Tränen
begleitet, konnten die Freunde endlich um zehn Uhr nachts in
den Wagen steigen und abfahren.
Der Weg wurde zum Eblinger Tore hinaus genommen, weil
dieses das dunkelste war und weil hier einer der bewährtesten
Freunde als Leutnant die Wache hatte. Die Freunde dachten,
wenn sieh eine Schwierigkeit ergäbe, könne diese dureh Ver—
mittelung des Offiziers sogleich gehoben werden.
So gefabt die jungen Leute auch auf alles waren und so wenig
sie eigentlich zu fürchten hatten, so machte dennoch der Anruf
der Schildwache: Halt! Wer da? Unteroffizier heraus! einen