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vergeht; die Hühner aber können's noch besser. Auch den Fledermäusen
sind die Maikäfer, wenn sie abends umherschweifen, fette Leckerbissen.
Gibt es aber ein paar frostige Nächte oder kalte Regenschauer, so werden
die Maikäfer steif und starr und fallen zu Tausenden auf die Erde und
sterben wohl gar vor Kälte. Der Landmann und der Gärtner haben
darüber herzliche Freude. Sie sammeln von diesen schädlichen Tieren so
viele, als sie nur finden können, und schütteln sie frühmorgens, wenn
sie noch halb erstarrt sind, von den Zweigen der Bäume, die sich unter
dieser Last oft tief beugen. Läßt man die Maikäfer das Laub ruhig
abfressen, so ist an eine Obsternte nicht zu denken. Die Bäume müssen
dann alle ihre Kräfte verwenden, um neue Blätter hervorzubringen,
ohne welche sie im Sommer nicht bestehen können.
2. Da du die Maikäfer nur im Mai siehst, könntest du leicht
glauben, ihr Leben währe nur einen Monat. O nein, bereits vor drei
Jahren lebten die Tierchen, die du jetzt fliegen siehst! Laß dir erzählen,
wie das zugeht. Damals schlüpften sie aus den weißen Eierlein,
welche die Maikäferweibchen in das lockere Erdreich gelegt hatten,
aber nicht als Käfer, sondern als Tierchen, die weißen Raupen gleichen.
Diese Larven, auch Engerlinge genannt, ließen es sich in ihrem dunkeln
Gefüngnis unter der Erde ganz wohl sein. Mit ihren kräftigen Kinn⸗
backen zerfraßen sie alle Wurzeln, die sie fanden, von den feinen Fasern
des Getreides, Kohls oder Salats bis zu den starken Wurzeln der
Bäume. Solche zerstörende Arbeit treibt der Engerling drei volle Jahre
lang und gönnt sich dazwischen auch mehrmals einen tüchtigen Winter—
schlaf zur Erholung. Wie zürnt der Landmann dem gefräßigen, dreisten
Burschen, der ihm so viel Schaden an seinen Pflanzen anrichtet! Es
ist noch ein Glück, daß die Maulwürfe, Spitzmäuse und Krähen so
viele Engerlinge herausgraben und verzehren! Wenn der Landmann
pflügt, so kommen mit der emporgehobenen Erde oft ihrer gar viele
an das Tageslicht, und manchmal läßt er die bösen Gesellen einsam—
meln und töten, damit sie nicht wieder in den Erdboden zurückkehren.
Häufig sieht man auch die Krähen dem Pfluge folgen und sich ihr
gutes Teil von der leckeren Speise nehmen.
So gehen drei Jahre hin. Dem Engerling ist während dieser Zeit
mehrmals unter seinem alten Kleide ein neues gewachsen, ganz nach dem
Muster des jetzigen. Da platzt denn ganz von selbst das alte Wams
und der Engerling schlüpft in seinem neuen Röcklein heraus. Gegen
Ende des letzten Sommers aber, den er in der Erde zubringen muß,
bohrt er sich tiefer in diese hinein und hört nun auf zu fressen. Er