undurchdringlich war; nur ein schmaler Gang zog sich pfadartig
dadurch hin. Diesem folgte ich und geriet in quelliges Gebiet; bald
schimmerte blankes Wasser in kleinen Lachen vor meinen Füßen.
Ich mußte wieder zurück, hatte mittlerweile die Richtung ganz und
gar verloren und suchte planlos nach einem Ausweg aus dieser
Wüste von Krummholzkiefern, quelligem Boden, Sumpf und Stein—
geröll. So ging es nicht weiter. Ich erhob meine Stimme zu
lautem Rufe in der Hoffnung, eine Antwort zu erhalten. Wie dünn
erklang mein Schrei in dem weiten Nebelmeer! Er schien auf der
Stelle darin zu versinken, und es kam keine Antwort. Fast zwei
Stunden hatte ich nun schon nach dem Wege gesucht und nichts
erreicht, ich war müde und hungrig; denn fünf und eine halbe
Stunde war ich bereits gegangen; außer einem Eierkuchen hatte ich
noch nichts an dem Tage genossen, und die Mittagszeit war längst
vorüber.
5. Ich setzte mich auf einen Stein, um eine Weile zu ruhen und
rauchte eine Zigarre. Es blieb mir weiter nichts übrig, als aufs
neue nach dem Wege zu suchen. Endlich mußte ich ihn doch finden,
und dann wollte ich besser auf ihn acht geben. Es gelang mir jetzt
wenigstens auf dem Trocknen zu bleiben und etwas zu entdecken, das
einem Wege ähnlich sah, doch kam ich nur langsam vorwärts, weil
ich immer auf der Hut sein mußte.
Plötzlich bemerkte ich doch, daß ich wieder einen ganz ordent—
lichen Weg unter den Füßen hatte; und kaum war mir das klar ge—
worden, als der Nebel vor mir dünner wurde, gleich als würde er
von der Luft eingesogen, und mit einem Male lagen wie ein Land
seliger Verheißung sonnenbeglänzte Täler und waldige Abhänge vor
mir. Ich stand ganz nahe an der ziemlich steil abfallenden Almwiese,
an deren unterem Ende die alte schlesische Baude gelegen ist, und
dort lief ja auch der neuangelegte Zickzackweg, der zu ihr hinführte.
Mut und Feuer kamen wieder über mich und mit schnellen Schritten
stieg ich eilfertig hinab, um alsbald bei Speise und Trank die aus—
gestandenen Strapazen zu vergessen.
Ein Blick, den ich vorher noch zur Höhe sendete, zeigte mir, daß
noch immer der ganze Gebirgskamm in ein brauendes Geschiebe
dichter Wolken gehüllt war und wohl nur durch einen glücklichen
Zufall sich für mich diese Lücke geöffnet hatte. Heinrich Seidel.