8. Unsere Wohnung.
ungehindertsten Zutritt zu allen Räumen. Nach Norden sucht man
möglichst die Keller, Vorratskammern, Flure und Treppenhäuser unter⸗
zubringen, während man die sonnigen Seiten für Wohn- und Schlaf⸗
zimmer, auch für die Küche, kurz für alle Räume bestimmt, in denen
man sich viel aufhält.
Wohnhäuser sollen nicht zu vielen Personen zum Aufenthalte
dienen. Denn gerade durch Anhäufung von Menschen auf einem Fleck
wird eine Reihe von Gefahren für die Gesundheit geschaffen. Muster—
bild ist hier das kleinere Wohnhaus für eine einzige Familie, wo—
möglich ganz allein stehend oder wenigstens mit einem kleinen Vor—
garten versehen.
Die Wohnungen dürfen an sich nicht zu klein sein, sondern müssen
jedem ein gewisses Maß von Raum, Luft und freier Bewegung gestatten.
Es liegt auf der Hand, daß man mit dem Raume sparen kann,
wenn genügend starker Luftwechsel stattfindet. Derselbe wird ununter—
brochen auf natürlichem Wege beschafft und, wo dieser nicht ausreicht,
auf künstliche Weise. Unter natürlicher Lüftung verstehen wir diejenige
Lufterneuerung, welche durch die feinen Spalten und Ritzen der ge—
schlossenen Türen und Fenster, durch Schornsteine und Kamine, endlich
durch die zwar festen, aber porösen Wände fortwährend vor sich geht.
Diese Durchlässigkeit der Wände wird durch Stoffe, welche wir zur
innern Ausschmückung unserer Räume verwenden, meist etwas be—
schränkt, am wenigsten durch einfache Kalkfarbe, mehr durch Holz—
und Tapetenbekleidung, am meisten durch Olanstrich. Daher sollte
man letztern nur im untersten Viertel der Wandflächen anbringen.
Mitunter ist es nötig, die gesamte innere Luft mit einem Male
nach außen zu versetzen und dafür äußere hereinzulassen. Es geschieht
dies am einfachsten durch Offnen der Fenster und, falls hierdurch kein
rechter Zug entsteht, auch der Türen. Letztere allein zu öffnen, ist
unzureichend, aber auch verkehrt, weil man dadurch nur Flur-, Treppen⸗
und sonstige innere Luft eintauscht. Sehr wichtig für den Luftaustausch
sind auch die Zimmeröfen; denn die erwärmte leichtere Luft des
Zimmers steigt durch den Schornstein in die Höhe und wird durch von
außen eindringende kältere und schwerere ersetzt. Für Privatwohnungen
genügen in der Regel die eben geschilderten Arten der Lüftung, während
für größere Räume, wie Schulen, Wirtschaftszimmer, Krankenhäuser u. s. w.,
besondere Ventilationsvorkehrungen zu treffen sind.
Von hohem sittlichem Einflusse ist die innere Ausstattung und
Einrichtung unserer Häuser. Eine finstere, ungemütliche Wohnung
drückt auf unser Gemüt und verdüstert uns wie ein dunkler Herbsttag
In freundlichen Räumen dagegen finden wir Ruhe, Behaglichkeit und
das stille Genügen, welches eine der ersten Bedingungen eines glück—
lichen Familienlebens ist.