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200. Rom
bis auf den Boden und schließen nicht; die Ofen fehlen und Kamine gehören
zu den seltenen Dingen. Gewöhnlich hat der Neapolitaner bei kalter Wüterung
nur ein Kohlenbecken, über dem er sich von Zeit zu Zeit die Hände wärmt
So kommt es denn, daß man unter Umständen nirgends mehr friert als in
Italien und zwar klagen die Russen am meisten, weil sie zu Hause am
besten heizen. Oeinr. Stahl.
200. Rom.
1.
Koeine italienischo Stadt ist für uns wohl wichtiger und
merkwürdiger als das ewige Rom, wie es seines hohen Altertums
wegen genannt wird. Wir können ein zweifaches Rom unter—
scheiden: das alte heidnische mit seinen Tempeln, Saulengangen,
Priumphbogen und anderen grobartigen Bauwerken und das
neue christlieho Rom, das sich auf, neben und aus den Trümmern
des alten erhebt. Dieses doppelto Rom nun ist es, das dureb
seine unzahligen Merkwürdigseiten eine Menge von Premden,
besonders Künstler und Kupstfreunde, in seine Mauern zieht.
Die Gegend um Rom, welche der Reiseonde von Norden her
durchwandert, ist õde und einsam; kein Baum erhebt sich; nur
einzelne alto Säulen und andere Bautrũmmer geben dem Auge
einen Ruhepunkt. Der Blick des Vanderers späht in die Perno.
Plötzlich ragt das Zeichen des Kreuzes über eins Wolke von
Rauch und Dunst empor. Es ist das Kreuz der Poterskirebe
auf dem Vatikanberge und bald wölbt sich unter ihm ihr un
geheurer Dom. Der prächtigste Bau des neuen Rom, der
Ohristenheit herrlichsto und ehrwürdigsto Kirche steht ent
schleiert vor dem Auge des Reisenden. Die Engelsburg, Roms
Pestung und Staatsgefangnis, wird hierauf sichtbar; hoelu oben
schimmert der goldene Engel, von welehem die Peste ibren
Namen führt. Schöner und immer schöner wird die Ansicht,
immer mehr Bauwerke, immer mehr der vielen Kirchen, immer
mehr der herrlichen Paläste werden sichtbar und im Hinter
grunde erscheinen die albanischen und sabinischen Hügel.
Rom hat einen weit gröberen Umfang, als man nach der
Sturke seiner Bevölkerung vermuten sollto. Es umschliebt indes
so viele grobartige öffentliche und Privatgebaude, so vielo Platze
und Merkwürdigkeiten, dab wir nur auf einiges hier hinweisen
können.
Die Peterskirche, die zuerst erwahnt werden mub, ist ein
so ungeheures Gebäude, dab man hundert Jahre übéèr ihrem
Baue zubrachte. Sie ist wie eine Stadt für sich; ganz Rom, dio
ganze grobe Menge von Premden geht hier ein und aus.
Hier versammelt die Orgel in der Chorkapelle eine Menge An-
dachtiger, dort ziehen Gruppen von Engländern von Bild zu Bild;
hier betet ein Landmann, sein Bündel neben sich, dort endlich
tritt eino leiss singende Prozession aus eineèr Kapelle hervor.