Full text: Lesebuch für die Oberklassen der Volksschulen des Regierungsbezirkes Oberfranken

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255. Der Pilgrim von St. Just — 266. Lukas Kranach 
bringen. Der Nachbar bat es sich aus, es gelang ihm ebenso- 
wenig; nun drängten sich die anderen dazu, ein jeder wollte 
den Preis gewinnen; allein vweder mit Eifer noch mit Ruhe war 
es möglich das Kunststück auszuführen. »Es ist unmöglich,«“ 
riefen die Hidalgos, »Ihr verlangt Unausführbares« — »Und 
doch, « sagte Kolumbus, »werden die Herren sogleich sagen, 
das Lann ein jeder von uns auchle« Jetzt nabm er das Vi und 
getzte es mit einem leichten Schlag auf den Tisch, so dab es auf 
Je druckten Schale feststand. — »Ja, das kann ein jeder 
eiefen die Hidalgos. Seitdem hört man oft sagen, 
lexliche Erfindung gemacht wurde, zu welcher ein 
Ogenug dünkt: »Das Ei des Kolumbusle 
Fõrstet. 
255. Der Bilgrim von St. JZust. 
VNacht ist's und Stürme sausen für und für; 
Hispansche Mönche, schließt mir auf die Tür! 
Laßt hier mich ruh'n, bis Glockenton mich weckt, 
Der zum Gebet euch in die Kirche schreckt! 
Bereitet mir was euer Haus vermag, 
Ein Ordenskleid und einen Sarkophag! 
Gönnt mir die kleine Zelle weiht mich ein! 
Mehr als die Hälfte dieser Welt war mein. 
Das Haupt, das nun der Schere sich bequemt, 
Mit mancher Krone ward's bediademt. 
Die Schulter, die der Kutte nun sich bückt, 
Hat kaiserlicher Hermelin geschmückt. 
Nun bin ich vor dem Tod den Toten gleich 
Und fall' in Trümmer wie das alte Reich. 
Uug. v. Platen. 
256. Lukas Lranach. 
Lukas Kranach war der gröbte Maler seiner Zeit und ein 
Mann von edlem Herzen. Schon in seinem neunzehnten Lebens- 
jahrs nahm ihn der Kurfürst sohann Eriedräceh von Sachsen 
mit auf eine Reiss in das Gelobtéæ Land. Nach der Rückkunft 
in das Vaterland berief der Kurfürst den jungen Maler, dessen 
Pigenschaften er schatzen gelernt hatte, an seinen Hof nach 
Witenberg und ernannte ihn zum Bürgermeister dieser Stadt. 
Als spater Johann Eriedrich in dem Sehmalkaldischen Kriege 
in dis Gefangenschaft Kaiser Karls V. geraten var, lieb derselbe, 
der sich bei der Nennung des Namens Lukas Kranach erinnerte, 
dab dieser ihn als Knabe gemalt hatte, ihn zu sich in das Lager 
Lommen. »Wie alt war iecbh damals, als du mich maltest?« 
fragto der Kaiser. »Pure Majestat, « antwortete Kranach, »zahlten 
aeht Jahre PEs gelang mir nicht eher, Eure Majestät zum Still- 
gitzen z2u bringen, als bis Dero Hofmeister verschiedene Waffen 
an dio Wand hbangen lieb. Unterdessen, dab Dieselben diese 
riegerischon Instrumente mit unverwandten Augen betrachteten, 
hatto ieb Zeit Bbr Bild zu entwerfen.« Das Gesicht des Kaisers
	        
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