Full text: Lesebuch für die Oberklassen der Volksschulen des Regierungsbezirkes Oberfranken

257. Überfall und Plünderung von Sommerhausen ꝛc. 
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erheiterto sich bei dieser Prinneérung. »Bitte dir eine Gnade von 
mir aus, Malerl« sagtoe er. Demũtig fiel ihm Kranach zu FPüben 
und bat mit Dranen in den 
Augen um die Preiheit 
seines Landesherrn. Der 
Kaiser geriet in Verlegen- 
heit; sein Herz war durch 
den gerechten Wunsch 
oines frommen Untertanen 
gerũhrt und doch glaubte 
or den roechtschaffenen 
Kranach vorerst abweisen 
zu mũüssen. »Du bist ein 
braver Mann, « sagte er zu 
ihm; »aber lieber hatt' ich 
dieb, wenn du um etwas 
anderes gebeten hattest.« 
Da Kranach mit dieser 
FPurbitte nichts ausrichtete, 
so begleitoto er seinen 
unglücklichen Herrn in 
dio Gefangenschaft und 
harrte in derselben als 
treuor Preund bei ibm 
aus. Als nach einiger Zeit 
der Kurfürst seine Preiheit 
wieder erlangt hatte, Ließ 
er den getreuen Diener nie 
mehr von der Seitoe; der- 
selbe mubte bei ihm wohnen und selbst bei feierlichen Aufzügen 
neben ihm im Wagen sitzen. — Der Geburtsort Kranachs ist 
die Stadt Kronach in Oberfranken. Deutaches Lenobuch. 
Selsbstbildnis von Lukas Kranach. 
257. Aberfall und Blünderung von Sommerhausen während des 
Dreißigjährigen Krieges. 
Erzählung nach den Aufzeichnungen des Schullehrers daselbst. 
Ich blieb oben am Fenster des Turmes ein wenig stehen und 
schaute hinaus in die frische Morgenluft. Die Sonne war aufgegangen 
und ein goldiger Schein lag auf dem Gipfel der Weinberge. Über 
dem Tal aber, dem Fluß und dem Städtlein mit seinen schlafenden 
Bewohnern brütete noch dicker Nebel. Eben trat gegenüber auf dem 
Berge mein Söhnchen Johannes aus dem Vebel heraus und schritt auf 
das alte steinerne Häuslein zu, worin die Hüter des Weinberges über— 
nachteten. Kaum aber, daß der Knabe das Häuschen betreten, sah ich 
ihn auch wieder herausstürzen und in großen Sprüngen den Weinberg 
heruntereilen. Er sprang durch die Weinstöcke und das Steingeröll hin
	        
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