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120. Die wacht am Rhein.
die Grundgesetze der Bundesverfassung zwischen der Volksvertretung im Reichs¬
tage und den Regierungen vereinbart; vorzüglich erwarb sich der große Graf
Bismarck ein bleibendes Verdienst um die schnelle und glückliche Vereinbarung.
In Anerkennung seiner hohen Verdienste ernannte ihn König Wilhelm zum
Bundeskanzler. H. Keck.
2.
3.
120. Die Wacht
Es braust ein Ruf wie Donnerhall, 4.
wie Schwertgeklirr und Wogenprall:
„Zum Rhein, zum Rhein, zum deutschen
Rhein!
Wer will des Stromes Hüter sein?"
Lieb Vaterland, magst ruhig sein!
Fest steht und treu die Wacht am Rhein!
Durch hunderttausend zuckt es schnell,
und aller Augen blitzen hell.
Der deutsche Jüngling, fromm und stark,
beschirmt die heil'ge Landesmark.
Lieb Vaterland, magst ruhig sein!
Fest steht und treu die Wacht am Rhein! g
Er blickt hinauf in Himmelsaun,
wo Heldengeister niederschaun,
und schwört mit stolzer Kampfeslust:
„Du, Rhein, bleibst deutsch wie meine.
Brust."
Lieb Vaterland, magst ruhig sein!
Fest steht und treu die Wacht ain Rhein!
am Rhein.
„Und ob mein Herz im Tode bricht,
wirst du doch drum ein Welscher nicht:
reich, wie an Wasser deine Flut,
ist Deutschland ja an Heldenblut."
Lieb Vaterland, magst ruhig sein!
Fest steht und treu die Wacht am Rhein!
„Solang ein Tropfen Blut noch glüht,
noch eine Faust den Degen zieht
und noch ein Arm die Büchse spannt,
betritt kein Feind hier deinen Strand!"
Lieb Vaterland, magst ruhig sein!
Fest steht und treu die Wacht am Rhein!
Der Schwur erschallt, dse Woge rinnt,
die Fahnen flattern hoch im Wind!
Zum Rhein, zum Rhein, zum deutschen
Rhein!
Wir alle wollen Hüter sein!
Lieb Vaterland, magst ruhig sein!
Fest steht und treu die Wacht am Rhein!
M. Schneckenburger.
121. Das Gottesgericht in Frankreich nnd die Wiederher¬
stellung des Deutschen Reiches?)
1 1 | rsachen des Krieges. Grollend hatte Frankreich den Ereignissen des
’ -vl- Jahres 1866 zugesehen. Die gewaltige Machtentfaltung Preußens und
die Einigung des größten Teiles von Deutschland unter König Wilhelms Führung
war ihm so plötzlich und überraschend gekommen, daß cs sich nicht zu fassen
vermochte und sich nicht offen dagegen aufzulehnen wagte: aber die Franzosen
und ihr Kaiser Napoleon III., von jeher in dem eitlen Ruhme schwelgend, daß
*) Aussprache der in dieser Darstellung verkommenden französischen Wörter: Bazaine
— Basehn. Beaumont — Bomong. Bordeaux---Bordoh. Chalons — Schalong.
Co urcclles--Kursehl. Corps --Kohr. Dijou Bischerig. Donchcry --Dong-
sch'ri. Gravelotte = Grawelott. Loire = Loar. Mac Mahon — Mak Mahong.
Mars la.Tonr — Mars la Tuhr. Mitrailleuse -- Mitraljöhs'. Noisseville —
Noassewihl. St. Quentin = Seng Kangteng. Sedan ^ Sedang. Seine — Schn'.
Thiers:.-- Tiähr. Bend resse — Wangdress. Verdun — Werdöng. Verneville
= Wernewihl. Versailles — Wersalj'. Vionville — Wiongwihl.