Full text: [Teil 2 = Für obere Klassen] (Teil 2 = Für obere Klassen)

11. Muttersorge. 
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10. Das taube Mütterlein. 
1. Ü)er öffnet leise Schloß und Thür? 
wer schleicht ins Haus herein? — 
Es ist der Sohn, der wiederkehrt 
zum tauben Mütterlein. 
3. Und wie er spricht, so blickt fie auf, 
. und — wundervoll Geschick! — 
sie ist nicht taub dem milden Wort, 
sie hört ihn mit dem Blick. 
2. Er tritt herein. Sie hört ihn nichts 
sie saß am Herd und spann. 
Da tritt er grüßend vor sie hin 
und spttcht sie „Mutter!" an. 
4. Sie thut die Arme weit ihm auf, 
und er drückt sich hinein. 
Da höret seines Herzens Schlag 
das taube Mütterlein. 
8. Und wie sie nun beim Sohne sitzt 
so selig, so verklärt: 
ich wette, daß taub Mütterlein 
. die Englein singen hört. 
Halm. 
11. Mnttersorge. 
n Afrika lebte eine fromme Mutter, die hieß Monika; die war eine Witwe 
und hatte einen Sohn, der hieß Augustin. Aber der Jüngling siel zugleich 
in die Netze der Sünde und einer ungöttlichen Weisheit, und sein unverständiges 
Herz wurde verfinstert und sein Weg verderbt. Die Mutter aber gedachte, er 
würde ihre grauen Haare mit Leid hinunter in die Grube bringen. Und sie 
rief zu dem Herrn in ihrer Not und brachte viel Gebet und Thränen vor ihn. 
Desgleichen auch suchte sie Rat und Hilfe bei frommen Menschen. Also kam 
sie zu einem erfahrenen Bischof und bat: „Sprich mit meinem Sohn, ob du 
ihn bekehrst von dem Irrtum seiner Wege." Aber der Bischof sagte: „Nicht 
also, denn er ist jetzo noch aufgeblasen, und brüstet sich mit seiner neuen Weis¬ 
heit, er möchte sein Ohr verstopfen gegen meine Rede; aber laß ihn und fahre 
du fort, für ihn zu bitten zu dem Herrn, der wird ihn überführen zu seiner 
Zeit." Aber des konnte die Mutter sich noch nicht getrösten, und sie bat zum 
andern und zum dritten Mal: „O Herr, höre die Stimme deiner Magd und 
sprich mit meinem Sohne!" und sie weinte viel. Da entsetzte sich der Bischof 
über des Weibes Liebe und rief: „Gehe hinweg und halte also an; denn es ist 
unmöglich, daß ein solcher Thränensohn sollte verloren gehen können!" Und 
dem Weibe dünkten die Worte, gleich als wären sie vom Himmel geredete Und 
über eine lange Zeit, da geschah, wie sie geglaubt und gebeten hatte, und sie 
konnte mit Freuden sprechen: „Dieser mein Sohn war tot und ist wieder lebendig 
geworden; er war verloren und ist wieder gefunden!" — Noch mehr, ihr Sohn 
ward einer der treuesten Diener in der Kirche Christi. 
Ihr Kinder, also liebt, weint und sorgt ein Mutterherz! Es ist aber 
nicht fein, seiner Mutter solche Thränen auspressen. Wollt ihr vor solcher 
Sünde behütet bleiben, so hört auf die Stimme eures Gottes und folgt ihm. 
Er liebt euch noch mehr, als Vater und Mutter; denn also spricht der Herr: 
Kann auch ein Weib ihres Kindes vergessen, daß sie sich nicht 
erbarme über den Sohn ihres Leibes? Und ob sie desselbigen 
vergäße, so will ich doch dein nicht vergessen. Krummacher.
	        
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