Full text: Lesebuch für Mittelklassen deutscher Volksschulen (2, [Schülerband])

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Vm. Der Garten. 
Und diese Blume hat mehr erfreut, als die reichste Blume 
im Garten einer Königin. Andersen. 
—T* 
146. Der Blumen Zeugniß von Gott. 
Wer hat die Blumen nur erdacht? Wer hat sie so schön 
gemacht? Gelb und roth und weiß und blau, daß ich meine 
Lust dran schau'? Wer hat im Garten und im Feld sie auf 
einmal hingestellt? Erst war's noch so hart und lahl, blüht 
nun Alles auf einmal. Wer ist's, der ihnen Ales schafft, in 
den Wurzeln frischen Saft, gießt den Morgenthau hinein, 
schickt den hellen Sonnenschein? Wer ist es, der sie alle ließ 
duften noch so schön und süß, daß die Menscheu groß und 
klein, sich in ihren Herzen freun? Wer das ist und wer das 
kann und nicht müde wird daran, das ist Gott in seiner 
Kraft, der die lieben Blumen schafft. W. Hey. 
147. Das Erdbeerstrüuchlein. 
Ein Mägdlein an des Felsens Rand ein nacktes Erdbeer— 
sträuchlein fand, von Sturm und Regengüssen zerzaust und 
losgerissen. Da sprach das Mägdlein leisen „Du arme nackte 
Waise, komm mit mir in das Gärtchen mein, du sollst mir 
wie ein Kindlein sein“ — Drauf maͤcht es wohl die Würz— 
lein los und trug das Pflänzlein in den Schooß und spähle 
still und wonnig ein Plätzchen kühl und sonnig, und wühlte 
in der Erde mit emsiger Geberde und pflanzte nun das Pflaͤuz- 
lein drein und sprach: „Das soll dein Bettchen sein.“ 
Und als die Frühlingszeit erschien, begann das Pflänzchen schon 
zu blühn, wie sieben weiße Sterne; das sah das Mägdlein 
gerne, die wurden sieben Beeren, als ob's Rubinen waren. 
„Gelt,“ sprach es, „es will dankbar sein, und meint, ich sei 
sein Mütterlein!“ Krummacher. 
148. Des Blümleins Wachsthum. 
Kindlein kommt, ich will euch zeigen, wie das Blümlein 
wüächst und blüht! Kommt ins Freie, wo das Auge wunder— 
schöne Dinge sieht! Samenkörnlein fällt zur Erde, und mit 
Staub bedeckt's der Wind; ruhig schläft es dann da unten, 
wie das wohlverwahrte Kind. e möcht's auch gerne 
trinken in der trocknen Niederung; dann spricht Gott zum 
Blumenengel: „Eil' und bring' ihm einen Trunk!“ Und der 
Engel fliegt vom Himmel, rühret mit dem Finger blos an die 
Wolke; — und es regnet. Körnlein trinkt und bald wird's
	        
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