I. Der menschliche Körper.
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drauf das Geiselein, „ach allerliebstes Mütterlein, hätt' ich
gewußt, wie's Beinbrechen thät, nimmermehr ich so gesprungen
hätt!!“ — Das merk sich wohl die Jugend an, bald ist ein
kecker Streich gethan und reut den Tter hinterher; hätt's
noch zu thun, thät's wohl nicht mehr. Fr. Güll.
36. Das Büblein auf dem Eise.
Gefroren hat es heuer noch gar kein festes Eis. Das
Büblein steht ain Weiher und spricht zu sich ganz leis „Ich
einmal wagen, das Eis muß doch nun tragen. Wer
weiß!⸗
Das Büblein stampft und hacket mit seinem Stiefelein.
Das Eis auf einmal knacket, und krach! schon bricht's hinein.
Das Bublein platscht und krabbelt als wie ein Krebs und appell
mit Arm und Bein.
„O helft, ich muß versinken in lauter Eis und Schnee!
O helft, ich muß ertrinken im tiefen, tiefen See!“ — Wär'
nicht Mann gekommen, der sich ein Herz genommen,
o weh!
Der packt es bei dem Schopfe und zieht es dann heraus,
vom Fuße bis zum Kopfe wie eine Wassermauss Das Büb—
lein hat getropfet, der Vater hat's geklopfet zu Haus. u
Fr. Güll.
37. Häslein.
Unterm Tannenbaum im Gras gravitätisch sitzt der Haß,
wichst den Bart und spitzt das Ohr, duckt sich neder, guckt
hervor, zupft und leckt sich, rupft und reckt sich, endlich macht
er einen Sprung; hei, was bin ich für ein Jung'! Schneller
noch, als Hirsch und Reh, spring ich. auf und ab die po wer
istts, der mich fangen kann? Tausend Hund' und hundert
Mann, gleich will ichs mit ihnen wagen, soll mich keiner doch
exjagen. Und der Graf in seinem Schloß hat im ganzen
Stall kein Roß und auch keinen Reitersknecht, der mir nach—
galoppen möcht? Häslein, nimm dich doch in Acht, un
und Jäger schleichen sacht! Eh' dus denkst, da zuckt es
roth und die Kugel schießt dich todt.“ Aber's Häslein hat sich
jetzt wie ein Männlein hingesetzt, schaut nicht auf und schaut
nicht um. — Bst! wer kommt so still und stumm dort
durch Busch und Dorn und Korn mit dem Stutz und Pul—
verhorn? Hu, der Jäger ist es schon! Häslein, Häslein,
spring davon!“ s ist zu spät, es blitzt und pufft, und der