Full text: Lesebuch für Mittelklassen deutscher Volksschulen (2, [Schülerband])

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M. Der menschliche Körper. 
seine dunkeln Fittige und trägt den Schlummernden still über 
die Wässer der Zeit in das heimathliche Land voll Paradies— 
baumen und Sonnen.“ 
Der Ate schwieg. Sein Gesicht strahlte, als sähe er schon 
das Land der Sehnsuͤcht geöffnet. Die Kinder aber une 
wehmuüthig durch Thränen; denn es war ihnen bange vor dem 
Wschiede des freundlichen Greises. Bürger. 
44. Die letzten Augenblicke Salzmann's. 
Im Jahre 1811 starb ein Greis auf seinem ee 
Schnepfenthal bei Gotha in Thüringen, ein trefflicher Mensch, 
ein waͤckrer Lehrer und verdienstvoller Erzieher. Sein Name 
ist Salzmann. Allen den Seinigen, zu welchen auch seine 
zahlreichen Schüler aus allen Lündern Europa's gehörten, 
bar er Vater und Freund, und von Alen wurde er hinwie— 
derum gleich geschüßt und geliebt. Als er sein Ende ganz 
nahe fühlte, bat er die Seinigen — es war an einem schönen 
sonnenhellen Abende — daß sie ihm noch einmal den Untergang 
der Sonne sehen lassen möchten. Man hob ihn daher vom 
Bette auf einen Stuhl und setzte ihn so, daß die letzten 
Strahlen der untergehenden Sonne in seine Augen fielen. Es 
war ein großer felerlicher Augenblick. Alle seine damaligen 
Schüler und Mitlehrer waren in tiefer Stille und wehmüthiger 
Ruhrung um den Sterbenden vereint. Da faltete ex seine 
Huͤnde, dantte Gott, daß er ihm zwar einen heißen Lebens 
ag, aber bei der heißen Arbeit auch Gedeihen gegeben und 
einen ruhigen heitern Lebensabend bereitet habe. Der Anblick 
der sinkenden Sonne weckte die Hoffnung in ihm: „Wie du, 
o mildthätige Sonne, so sinke ich, nicht um zu erlöschen, 
sondern um fortzuwirken und fortzuleuchten in einem andern 
Theile des großen Reichs meines himmlischen Vaters. Ihm 
befehle ich meinen Leib und meinen Geist!“ So sprach er, und 
sein heiteres Auge schloß sich; still betend schlief er ein und 
gab feinen Geist dem Gott zurück, dessen Herrlichkeit in der 
Abendsonne zu n seine letzte Erdenfreude gewesen wir 
inter. 
45. Leben und Tod. 
Dorchen war ein frommes, liebevolles Mädchen. Alle, 
die sie kannten, liebten sie, vor allem ihr Bruder Edmund, ein 
kleiner Knabe, und sie war ihm nicht minder zugethan von 
Herzen. Plötzlich wurde Dorchen krank, und Edmund war
	        
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