6.
L
V. Die Stadt und ihre Bewohner.
87. Gebũekt! Gebũckt! oder mit dem Hute in der Hand
Kkommt man dureh das ganze Lanud.
Als der berühmte Benjamin Franklin noch ein
Jungling von 18 Jahren war, besuebte er einst den Precdiger
Mather in Boston. Dieser nahm ihn sehr liebreien auf ind
führte ihn beim Weggehen einen kürzeren Weg aus veinem
Hause. Die Nebenthür aber var so niedrig, dass ein er—
wachsener Menseh sieh bücken musste, um nieht an den
Querbalken zu stossen. Pranklin sprach vahrend des Vort-
gehens mit seinem leutseligen Puhrer und sah dahber nieht
aufmerksam vor sieh hin. — „Gebüekt! Gebuckt!“ rief autf
einmal der Prediger, aber in dem Augenblicke füblts schon
Franklin den Balken an der Stirne. „Merk' er sieh den
deinen Unfalll“ sagte der Prediger. „Er ist jung und hat
die Welt vor sieh. Buck' er sieh auf dem Wege und Er
wird sich manchen harten Pusf ersparen.“
Diese Lehre machte bei dem jungen Pranklin einen so
tiefen Lindruck, dass er sieh ihrer in einem Alter von 79 Jahren
noch erinnerte und die Geschichte einem Sohne des ervwähnten
Predigers erzahlte, indem er hinzusetzte: „Dieser gute Rath
Ihres seligen Vaters, so in RKopf und Herz eingeprägt, ist
mir ungemein nützliehn gewesen, und noch jetzt fällt er mir
gewöhnlieb ein, wenn ieh sebhe, wie der Hochmuth so ott
gedemũthigt wird und wie so Mancher sich unglüeklieh macht,
weil er die Nase zu hoch trägt.“
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Schlez.
88. Das kostbare Kräutlein.
Avei Mgde, Anna und Martha, gingen der Aaodt au,
und jede trug einen sehaneren Korb mit Obst auf dem
Rueken. Der Wegq war lang, und Anna fing bald an 2u
murren und æu seufeen uber lhre Last; Martha aber laehte
und seheræte.
Me bannst du nur so sein? vagte Anna.
Dein Korb ist so soνr ν dr m, und du bist um
niehts stärhor als ioh. lao, sagte Martha, ioh habe eu
meiner Last ein gerwisses Kräutlein gelegt, das maolit, dass
ieh die Last hanm fuhle. Li, sage Anna, das muss
ja ein sonderbares Rrutleinm sen. Sg mir dooh, ue e
heisst, umnd wο m hot Das Kräutlein, sagte Martha,
wdent berall, w man e ausgehen und meht wieder
augelen lãsst.
Das Rrcutlein heisst Geduld.
Ob. Sehmidt.