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Bauernhäuser spiegeln sich still und friedlich in dem unbewegten
Gewässer.
In dem Schilfe am Ufer haben zahlreiche Wildenten und Wasser¬
hühner ihr Wesen. Stumm stehen im Röhricht die langbeinigen
Reiher und lauern den Hechten, Karpfen und Barschen auf, von
denen es im Linderweiher wimmelt. Geräuschlos gleitet die Fischotter
unter dem Wasser dahin. Zeitweise sieht man auch Möwen über
dem Weiher kreisen; noch andere fremde Gäste vom Meere her, wie
Taucher und Flamingo, sollen hier schon gesehen worden sein.
Jedes dritte Jahr wird das Wasser des Linderweihers abgelassen.
Dann hält der Besitzer des Weihers eine große Fischjagd ab. Seine
Fischer waten in hohen Wasserstiefeln durch den Schlamm und greifen
die zappelnden Fische mit Hand und Netz Hunderte von Zentnern
werden an die Fischhändler der Umgegend verkauft.
Hierauf wird der Boden des Weihers mit Feldfrüchten angepsianzt.
Wo vor wenigen Wochen noch das weite Gewässer im Sonnenstrahl
glitzerte, breiten sich nun lauter Hafer- und Kartoffelfelder aus. Der
Fremde, welcher, der Gegend unkundig, aus dem Walde tritt, wandert
wohl zwischen diesen Feldern dahin, ohne zu ahnen, daß er auf
Sceboden schreitet, bis sein Fuß durch den hohen Damm gehemmt
wird und sein Auge die Fischerboote anstaunt, die auf dem Trockenen
sitzen.
Sobald die Ernte eingeheimst ist, wird das Wasser, das aus
der Umgegend zufließt, aufs neue gestaut, und der Weiher beginnt,
sich langsam wieder zu füllen. Er wird mit neuer Fischbrut be¬
völkert, die aus benachbarten kleineren Weihern herbeigeholt wird.
233. Metz.
Willst du dir eine Vorstellung von einer Festung machen, so
mußt du dir einmal Metz ansehen. Rings um die Stadt erheben
sich mächtige Mauern und Wälle, von denen in Kricgszeiten Hunderte
von Feuerschlünden dem Feinde entgegendrohen. Der Hauptteil der
Stadt liegt dazu in dem Dreieck, das Mosel und Seille bei ihrem
Zusammenflüsse bilden. Diese beiden Gewässer bieten also von zwei
Seiten her eine natürliche Schutzwehr; auf der dritten Seite aber
sperren um so gewaltigere Wälle und breite Gräben jeden Zugang.
Dies würde aber heutzutage bei den weittragenden Geschützen keine
starke Festung mehr ausmachen. Erst durch seine Forts wird Metz
zur uneinnehmbaren Stadt. Diese Forts sind kleinere, aber äußerst
starke Festungen und liegen im Kranze ringsum auf den Höhen.
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