Full text: Deutschland im Krieg (Teil 3, Ergänzung, [Schülerband])

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brachen kläglich zusammen unter diesem höllischen Feuer. Fast jedes 
Schrapnell platzte in den gedrängten Massen und richtete entsetzliche 
Verheerungen an, und die Maschinengewehre mähten ganze Batail— 
lone nieder. Es war fürchterlich. Unter solchen Eindrücken begannen 
die russischen Reihen allmählich zu wanken, Mutlosigkeit und Ver— 
zweiflung griffen Platz, die Kräfte versagten, zumal die Ernährung 
ganz ungenügend war. Der Hunger und nicht Feigheit war es, 
der ganze Trupps waffenlos zum Feinde hinübertrieb, um sich 
gefangennehmen zu lassen. Auch die Leute polnischer Abstammung 
ließen sich massenhaft und willig gefangennehmen, fast ohne einen 
Schuß zu tun. Was noch Widerstand leistete vom Fußvolk, lag in 
Erdlöchern zusammengekrümmt wie die Katzen. Die Schüsse wurden 
nur noch ziellos, ohne das Gewehr richtig anzusetzen, abgegeben, 
und fast alle Kugeln gingen hoch über die Angreifer hinweg. In 
längeren oder kürzeren Sprüngen arbeiteten sich die Deutschen heran, 
ermattet und staubbedeckt, aber aufrecht gehalten durch die winkende 
Siegeshoffnung. Unerhörte Gewaltmärsche hatten sie hinter sich, 
oder sie hatten tagelang in den Schützengräben schweres Geschütz— 
feuer aushalten müssen, hatten in der letzten Zeit fast nur noch 
von Zwieback und Wasser gelebt, waren mit förmlichen Staubkrusten 
überzogen, halb verschmachtet vor Hitze, und doch brachen sie jetzt 
mit heiserem Hurra und mit wilder Kraft überall zum entscheidenden 
Bajonettangriff vor. Die entmutigten Russen nahmen diesen nirgends 
mehr an, sondern warfen die Waffen weg und streckten die Hände hoch. 
Endlos lange Züge stumpfsinnig dreinblickender Russen wurden vom 
Schlachtfelde weggetrieben wie Hammelherden. Zu einem letzten 
Gegenstoß setzte der Feind seine Reserven bei Neidenburg ein, aber 
das unwiderstehliche deutsche Artilleriefeuer fegte sie einfach hinweg. 
Für die von drei Seiten umklammerte und unablässig mit einem 
rasenden Feuer überschüttete Hauptmasse des russischen Heeres blieb 
nur noch schleunigster Rückzug nach Südosten übrig, um nicht völlig 
eingeschlossen zu werden. Gerade dahin hatte General v. Hinden— 
burg den Feind haben wollen, denn hier lagen die ausgedehntesten 
Sümpfe, hier mußte in kürzester Frist und bei lebhaftem Nach— 
drängen der Rückzug zu wilder, regelloser Flucht, die Niederlage
	        
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