Full text: Deutschland im Krieg (Teil 3, Ergänzung, [Schülerband])

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Aber weit und breit ist nichts zu sehen. Bei herrlichstem Sonnen⸗ 
schein und klarstem Horizont nach allen Seiten bleiben wir unentdeckt. 
Näher und näher kommen wir der Küste. Immer noch nichts Ver— 
dächtiges zu sehen. Die Engländer sind offenbar doch bessere Menschen, 
als wir im allgemeinen anzunehmen geneigt sind. 
Sie ahnen nichts davon, daß der heutige Neujahrstag ein großer 
Festtag für uns werden soll, und daß es eine Möwe gibt, die anstatt 
erst im März und April schon jetzt in dieser ungewohnten Jahreszeit 
durchaus einige Eier an der englischen Küste zu legen beabsichtigt. 
Den Mannschaften wird nochmals bekanntgegeben, daß wir dicht 
unter Land eine Minensperre legen wollen. 
Das ist eine nicht leichte Aufgabe, bei der die ganze Besatzung 
angestrengt zu tun hat. Gewöhnlich stehen die Minen, schwarze ei— 
förmige Ungeheuer von beinahe Manneshöhe und zwanzig Zentner 
Gewicht, in langen Reihen unten im Schiffsraum. Für den Gebrauch 
werden sie auf Geleisen unter einen Fahrstuhl gefahren, auf das 
Oberdeck befördert und dort wiederum reihenweise auf Gleisen auf— 
gebaut, die mit ihren Ausweichestellen dem Deck eines Minenschiffes 
das Aussehen eines Rangierbahnhofes geben. 
Selbstverständlich werden die Minen erst kurze Zeit vor dem 
Auslegen mit Zündern versehen. Das besorgt bei uns das besonders 
ausgebildete seemännische Personal unter Aufsicht des Torpeder— 
offiziers. Um sie über Bord setzen zu können, ragen die Enden der 
Gleise an der Abwurfstelle noch etwa ein Meter über die Bord— 
wand hinaus. Die Mine, die an der Reihe ist, bekommt auf das 
Kommando „Wirf“ einen tüchtigen Stoß und plumpst dann mit 
elegantem Schwung in sicherer Entfernung vom Schiff ins Wasser. 
Zunächst bleibt sie dabei mit ihrem bisherigen Rollwagen, der 
nunmehr ihr Anker werden soll, einträchtiglich verbunden. Erst nach 
einiger Zeit löst sie sich automatisch vom Fahrgestell ab und steigt 
vermöge ihres Auftriebs nach oben, bis bei einem gewissen Abstande 
von der Meeresoberfläche das Ankertau durch eine sinnreiche Klemm— 
vorrichtung festgehalten wird. Die Größe dieses Abstandes wird nach 
der Stärke der herrschenden Strömung und nach dem Unterschied 
zwischen Hoch⸗ und Niedrigwasser derart gewählt, daß die Minen
	        
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