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gnädigen Empfang durch Euer Liebden. Ich bitte Sie im Namen Seiner
Majeslät von Frankreich, diesen neuen Ankömmlingen Ihr Land verschließen,
sie zurückweisen zu wollen. Machen Sie den Anfang damit, gnädigster
Herr!“
„Und wenn ich diese Bitte abschlage?“
Rebenac wurde betroffen. „Dann — dann, Durchlaucht“, sagte er,
„werden Sie es begreiflich finden, daß Seine Majestät von Frankreich sich
nicht mehr an die Verträge gebunden erachten können, welche bisher zwischen
Brandenburg und Frankreich bestanden.“
„Sie kündigen mir den Vertrag?“ entgegnete der Kurfürst mit leichtem
Lächeln.
„Das habe ich nicht gesagt“, fiel Rebenac schnell ein. „Ich deutete
nur die Möglichkeit an.“
Der Kuͤrfürst fuhr mit der Linken an den Degen. „Herr Marquis“,
begann er mit kraftvoller Stimme, „ich habe Seiner Majestät gelobt, den
Frieden nach besten Kräften zu wahren, aber ich habe mich niemals herbei—
gelassen, den Hilfesuchenden die Thür meines Hauses zu vers chließen. Branden⸗
burg ist mein Haus, meine Burg, Herr Marquis, und sie steht den Ver—
folgten offen, die eine unerhörte Willkür aus der Heimat treibt. Die Greuel
der Verfolgung, welche sich gegen die Bekenner der evangelischen Lehre sast
täglich in Frankreich erneuert, dulde ich nicht; — fahren Sie nicht auf,
Herr Marquis. Ich dulde sie nicht. Der König von Frankreich darf in
seinem Reiche schalten, wie es ihm gutdünkt, wir können das nicht verhindern.
Wäre meine Macht groß genug — bei Gott — ich hätte längst schon dem
Treiben Einhalt geboten. Ich kann es nicht. Aber wie Seine Majestüt
Ludwig der Vierzehnte in Ihrem Lande Herr sind, so bin ich es in dem
meinigen, und ich betrachte mich von jeher als den Vater meiner Unter—
thanen. Ein Vater aber schützt die Seinen, und wer mich anruft, wer
meinem Hause angehören will, der soll den Schutz genießen, den ich ge—
währen kann. Diese von Frankreich ausgetriebenen Bekenner, diese Huge—
notlen werden nicht vergeblich flehen. Sie werden nicht zurückgewiesen
werden von der Thür des brandenburgischen Hauses.“
Ein Gemurmel der Freude durchlief die Gruppe der brandenburgischen
Minister und Räte. Sie fühlten sich stark durch ihren Gebieter.
„Durchlaucht“, entgegnete Rebenac, der ganz verlegen geworden war,
„ich wage zu bemerken, daß Seine Majestät der Kaiser von Deutschland
dem Entschlusse Euer Gnaden nicht allzugeneigt erscheinen. Brandenburg
ist stark; es hat in den entscheidenden Momenten gezeigt, wie wichtig seine
Hilfe für Kaiser und Reich ist — dennoch“, er richtete sich empor, „dennoch
hat der Kaiser zu gebieten. So hoch wir alle Euer Durchlaucht stellen,
der Kaiser ist der Gebieter im Deutschen Reiche.“
Die Stirnader des Kurfürsten schwoll, seine Hand ballte sich zur Faust.
„Des Kaisers Hoheit erkenne ich willig an“, rief er zornig. „Wenn es
galt, dem Reiche zu helfen, war ich der erste, aber wie Frankreich gegenüber,
so bin ich auch nach andrer Seite hin Herr in meinem Lande. Gott möge
Seine Kaiserliche Majestät erleuchten, — dieses Gebaren aber, das wider die