Akropolis von Athen nach einer Photographie des Modells von H. Walger.
Zusammenhängende Bemerkungen zu den Abbildungen
dieses Heftes.
§ 1. Die Burgen von Tiryns, Troja und Mykenä.
Überraschenden Einblick in die sagenhaften
Zeiten, zu denen keine schriftliche Überlieferung
reicht, haben uns die Ausgrabungen gewährt. Be¬
kannt ist das erfolgreiche Streben des deutschen
Forschers Schliemann (f 1890), die ältesten
Reste griechischer Kultur wiederzufinden. Inzwi¬
schen sind an vielen Stellen Griechenlands, so in
Mykenä, Tiryns, auf der Akropolis von Athen, die
Reste alter Burgen entdeckt worden, unter denen
die von Tiryns am besten erhalten und deshalb
am lehrreichsten ist (Fig. 6—10).
Den niedrigen Hügel umgibt eine Mauer aus
gewaltigen Steinen; späteren Geschlechtern schienen
die Kyklopen sie zu solchen Massen aufgetürmt zu
haben. Eine Rampe führte zu dem einzigen Tor;
wer auf ihr in feindlicher Absicht dem Eingang sich
zu nähern versuchte, gab die unbeschildete Rechte
preis. Durch Torbauten mit Vor- ünd Hinterhalle
kam man zum Palast. Er bestand aus einer Reihe
von einstöckigen Gebäuden mit flachem Dache,
die um große Höfe gruppiert waren. Besonders
beachtenswert ist der Männersaal, in dessen Mitte
sich der Herd befand; vier Säulen halfen die Decke
tragen. Die Wände waren mit Malereien und einem
Fries (Alabasterplatten mit eingelegtem Glasfluß)
verziert.
Der Vergleich mit einer Burg des in vielen
Beziehungen ähnlichen Mittelalters liegt nahe. Ab¬
gesehen von dem Stil und der ganzen Wohnanlage
wolle man als einen wesentlichen Unterschied den
beachten, daß im Mittelalter die Wohnräume sich
mehr am Rande der Burg halten, so daß zwischen
ihnen ein großer freier Platz entsteht, während bei
den griechischen Anlagen gerade die Mitte des
Burgberges bebaut ist.
In Mykenä hat in dem Mauerringe das Löwen¬
tor (Fig. 11) die Stürme der Zeiten überdauert. Das
Tor selbst ist aus drei Riesensteinen errichtet, zwei
dienen als Pfosten, der dritte als Sturz, in dem aus¬
gesparten Dreieck darüber erheben sich wappen¬
artig zwei Löwen, deren Köpfe besonders angesetzt
waren und heute verloren gegangen sind.
Wie weit die Griechen in diesen Bauten und
deren Schmuck vom Orient abhängig waren, ist
nicht genau zu bestimmen. Daß ähnliche Burg¬
anlagen auch fern vom festländischen Griechenland