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Volke zu: Den Gefallenen zum Gedächtnis den Lebenden zur Anerkennung,
den künftigen Geschlechtern zur Nacheiferung!“
Am 28. September 1883 ging die feierliche Enthüllung des voll⸗
endeten Denkmals vor sich. Eine ungeheure Menschenmenge war zu diesem
Feste zusammengeströmt. Dem greisen Heldenkaiser war es beschieden, das
Denkmal, dessen Grundstein er geweiht hatte, dem deutschen Volke zu über⸗
geben. Mit ihm waren der deutsche Kronprinz, der König von Sachsen
und der Großherzog von Baden erschienen.
Mittags ein Ühr fiel unter dem Donner der Kanonen die blauseidene
Umhüllung des Denkmals, und in diesem Augenblicke brach die Sonne hell⸗
strahlend durch die Wolken. Ein jubelndes Hurral“ erscholl und pflanzte
sich fort durch die ganze ungeheure Menschenmenge, welche darauf „die Wacht
am Rhein“ anstimmte. Der Eindruck, den diefer Gesang machte, zugleich
aus hunderttausend Kehlen über Berg und Tal erschallend, war großartig
und erschütternd. Er wirkte so gewaltig, daß die unter der Menge sich be—
findenden Berichterstatter französischer Zeitungen, die mi feindseligen Ge⸗
danken gekommen waren, von diesem Sturme der Begeisterung, wie fie selbst
nachher erzählten, unwiderstehlich mit fortgerissen wurden.
Nun steht das Denkmal in Herrlichkeit auf dem Berge, weit nach
Westen über den Strom hinausschauend, eine Wacht am Rhein und ein
Kleinod zugleich, das zu schützen allen künftigen Geschlechtern oͤbliegen wird,
wenn wieder einmal die Stunde der Gefahr nahen sollle. Wie schön ist
dieser Gedanke in dem Liede ausgesprochen, mit welchem am Tage der Ein⸗
weihung der Kaiser am Rhein begrüßt wurde:
„Lausch, o Herr, den Freudenchören,
was sie tausendstimmig sagen:
In des Rheines Rauschen hören
wir das Herz von Deutschland schlagen.
Jauchzend schlägt es dir entgegen,
der durch Gottes gnädig Walten
uns geführt auf Siegeswegen,
der den Rhein uns deutsch erhalten
Dank dir, Herr, daß du erschienen!
Danlkend blicken wir nach oben
treu dem Vaterland zu dienen,
ist's, was jubelnd wir geloben.“
Franz Hoffmann.
195. Eine brave Nagd.
Katharine Weissgerber diente Iinger als ein Menschenalter bei einer
und derselben FPamilie und ging mit ihr durch gute und böse Dage.
Leider wurden der letzteren immer mehr; das Unglück brach in solehem
Masse über die Herrschaft herein, dass sie zuletæt nicht mehr im tande
war, der treuen Uagd den Lohn zu geben. Aber Katharine diente weiter
— ohne Lohn. Ja, als die Eltern gestorben waren, und die Rinder ver-
waist und verlassen standen, da nahn die sehlichte Magd sich ihrer an