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6. Und dann möcht' ieh tauchen 
in die Liefen, 
miceh versenken in den Wiederschein, 
und mir ist, als ob mieh Pngel 
riefen 
in die alte Wunderstadt herein. 
WVilhelm Müller. 
84. (99.) Bertran de Born. 
5. Aus des Olbaums Schlummer- 
schatten 
fuhr dein bester Sohn empor, 
als mit zorn'gen Schlachtgesängen 
ich bestürmen liess sein Ohr. 
Schnell war ihm das Rosls gegürtet, 
und ieh trug das Banner vor 
jenem Todespfeil entgegen, 
der ihn traf vor Monforts Thor. 
6. Blutend lag er mir im Arme; 
nieht der scharfe, Lalte Stabl, 
dass er sterb' in deinem Hluche, 
das war seines Sterbens Qual. 
Strecken wollt' er dir die Rechte 
über Meer, Gebirg und Lal; 
als er deine nicht erreichet, 
drückt' er meine noch einmal. 
7. Da, wie Autafort dort oben, 
ward gebrochen meine RKraft; 
nieht die ganze, nicht die halbe 
blieb mir, Saite nicht noch Schaft. 
Leicht hast du den Arm gebunden, 
seit der Geist mir liegt in Haft; 
nur zu einem Trauerliede 
hat er sieh noch aufgerafft.“ 
8. Und der König senkt die Stirne: 
„Meinen Sohn hast du verführt, 
hast der Tochter Herz verzaubert, 
hast auch meines nun gerührt. 
Nimm die Hand, du Preund des 
Toten, 
die verzeihend ihm gebührt! 
Weg die Pesseln! deines Geistes 
hab' ieh einen Hauch verspürt.“ 
Uhland. 1831. 
1. Droben auf dem schroffen Steine 
raucht in Trümmern Autafort, 
und der Burgherr steht gefesselt 
vor des Königs Zelte dort. 
„Kamst du, der mit Schwert und 
Liedern 
Aufruhr trug von Ort zu Ort, 
der die Kinder aufgewiegelt 
gegen ihres Vaters Wort? 
2. Steht vor mir, der sich gerühmet 
in vermessner Prablerei, 
dass ihim nie mehr als die Hälfte 
seines Geistes nötig sei? 
Nun der halbe dich nicht rettet, 
ruf den ganzen doch herbei, 
dass er neu dein Schloss dir baue, 
deine Ketten brech' entzwei!“ 
3. „Wie du sagst, mein Herr 
und König, 
steht vor dĩr Bertran de Born, 
der mit einem Lied entflammte 
Perigord und Ventadorn; 
der dem mächtigen Gebieter 
stets im Auge war ein Dorn, 
dem zuliebe Königskinder 
trugen ihres Vaters Zorn! 
4. Deine Tochter sals im Saale 
festlich, eines Herzogs Braut, 
und da sang vor ihr mein Bote, 
dem ein Lied ieh anvertraut; 
sang, was einst ihr Stola gewesen, 
ihres Diehters Sehnsuchtlaut, 
bis ihr leuchtend Brautgeschmeide 
ganz von Thränen war betaut. 
85. (100.) Der deutsche Minnegesang. 
Sobald der Mensch der Sorge für die nötigsten Bedürfnisse des Lebens 
überhoben ist, erwacht allmählich sein Gefühl für das Schöne, sein Ge— 
fallen an höheren geistigen Verrichtungen, die das Leben erheitern und ver—
	        
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