358 
lich rasche Kühnheit und fliegende Freudigkeit aussprach, hatte doch auch 
seine Augenblicke, wenn gelungene Entwürfe und edle Hoffnungen durch 
Feigheit oder Schlechtigkeit gehemmt oder vereitelt waren, wo er eben durch 
die Innigkeit des Herzens und die Gewalt der Gefühle beschattet und be— 
wölkt war, daß er den Mann, den man nur als einen Vierziger vor sich 
zu sehen geglaubt hatte, in einem plötzlichen Dunkel, gleichsam wie einen 
gealterten Greis, zeigte. Ich habe einen so geschwinden Wechsel an keinem 
Manne gesehen. Aber sobald der Strahl der Lust und Hoffnung wieder 
hindurchbrach, stand der kühne und geistige Jüngling in voller, männlicher 
Herrlichkeit wieder vor dir. 
Diese edle Gestalt, dieser geschwinde Mut und geflügelte Geist war 
auch durch innerste Kühnheit der Seele geadelt; das Edle, Stolze, Hoch— 
herzige leuchtete wie ein lieblicher Sonnenstrahl aus allen seinen Bewegun— 
gen und Zügen. Man konnte in seinen glücklichen Augenblicken ordentlich 
wie in Freude und Verehrung vor dieser erhabenen Erscheinung still stehen 
und sich still zurufen: „Sieh, hier ist einmal ein ganz wohlgeborener, har— 
monischer Mensch!“ Bei gewaltigem Ungestüm und bei unendlicher Be— 
weglichkeit die seltenste Herrschaft über die Triebe; selbst in Unmut und 
Zorn stand die Gebärde des Mannes unter höherer Gewalt, und die 
Sprache behielt den Klang des Helden; sie verwirrte und verschnob und 
verblies sich nie zu der widerlich schrillenden Feinheit oder dumpfen Rau⸗ 
heit der Töne, wodurch die Jähzornigen uns häufig erschrecken. 
Solche adlige, ja selbst erhabene Art in Handlung, Bewegung, Ge— 
bärdung und Rede war freilich in ihrer Anlage von Gott gegeben; aber es 
entging niemand, sie war auch durch Kunst geübt und gebildet. In der 
Kindheit und Jugend war ihm weder eine gelehrte noch eine militärische 
Erziehung geworden. Aus sich selbst hatte er alles geholt und geschöpft, 
aus eigenstem, edelstem Triebe hatte er eine vernachlässigte Jugenderziehung 
ergänzt und nach allen Seiten hin sich die Bildung eines edlen Mannes er— 
rungen. Durch Selbststudium hatte er sich, unterstützt von einem geschwinden 
Blick und einem glücklichen Gedächtnis, in vielen Zweigen des Wissens unter⸗ 
richtet, selbst oft da, wo man es von einem Krieger gar nicht vermuten 
sollte, und hatte deswegen vor jeder Geschicklichkeit, Kunst und Wissenschaft 
eine innige Achtung. Durch angeborene Gabe und von dem Feuerstrome 
eines mächtigen Geistes fortgetragen, würde er in einem englischen Parlamente 
ein glänzender Redner gewesen sein. In Rede und Schrift gleich gewandt, 
hlitzend und funkelnd von Witz und Lust im Gespräche, war er in Gesellschaft 
doch der bescheidenste, liebenswürdigste Mann, von jedem Spott, Hohn und 
Übermut der freieste, der lieber hören als lehren, lieber unterrichtet werden 
als unterrichten wollte. 
Aber nicht nur das Geschwinde, Kühne und Geistige, nicht nur die 
Neigung und Achtung des Geistes, wo immer dieser ihm begegnen mochte, 
herrschten in ihm sondern auch alle feineren und zarteren Triebe, wodurch 
das Haus und die Gesellschaft geschmückt werden, und wodurch der größte 
Held als Mensch erst die Krone aufgesetzt bekommt, offenbarten sich in an—
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.