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Das eigentliche Mittelalter.
bewältigten fast alle kaiserlichen Anhänger und gründeten, mit Ale¬
xander III. eng befreundet, um dem Kaiser den allein noch offenen Weg
nach Italien von Burgund her (Mont Cenis) zu verlegen, 1168 in den
Sümpfen des Tauaro die Bundesfestung Alessandria (della paglia,
aus Stroh). Dieser Umschlag in Italien traf zusammen mit einer
gefährlichen
113 6. Krisis in Deutschland. Die alexandrinische Partei
gewann dort vollends die Oberhand, obgleich sie vielfach mit Feuer
SSf und Schwert bekämpft wurde (Erzstift Salzburg!), dann aber sah sich
Sachsen.Heinrich der Löwe, dessen Macht Friedrichs Hauptstütze war,
durch einen allgemeinen Ansturm seiner Gegner schwer bedroht. Durch
das Streben, die weit bemessenen herzoglichen Befugnisse, die er in
Westfalen besaß, auch gegenüber den freien Grafen des östlichen
Sachsen zur Anerkennung zu bringen, hatte er dort eine allgemeine
Erhebung veranlaßt, der alle seine sonstigen Widersacher (Reinald
von Köln, Wichmann von Magdeburg, Albrecht der Bär u. ct.) Vorschub
leisteten und die 1167 einen wilden Krieg in Sachsen hervorrief, dem
der Kaiser zu gunsten des hart bedrängten Herzogs Halt gebot.
114 7. Während der Kaiser so nach seiner endlichen Rückkehr (Ge-
gegen fQf)r in Susa) längere Jahre in Deutschland festgehalten wurde und
lombar- feirte Stellung zwar durch Erweiterung seiner Hausmacht (Erbschaft
Bund" Welfs VI.) und die Wahl seines Sohnes Heinrich zum König
1168 besserte, ohne doch der kirchlichen Gegner Herr werden zu können,
erstarkte der mit Alexander III. eng befreundete lombardische
Bund mehr und mehr und machte der Kaiserherrschaft in Oberitalien
fast völlig ein Ende (selbst Pavia, Como, Lodi zum Anschluß ge¬
zwungen). Deshalb blieben auch wiederholte Versuche zur Verständi¬
gung mit Alexander III. vergeblich (1170 Kongreß zu Verölt), und im
Herbst 1174 zog Friedrich mit einem kleinen Heere von neuem über
die Alpen (Züchtigung Susas). Obgleich er die Belagerung Alessan¬
drias aufheben mußte, schlossen die eingeschüchterten Lombarden im
April 1175 zu Mo ntebello mit ihm einen Vergleich, brachen den¬
selben aber, als der darin vorgesehene Schiedsspruch Eremonas in
einigen offen gelassenen Punkten (Alessandria, Friede mit der Kirche)
gegen sie ausfiel und der Kaiser inzwischen sein Heer entlassen hatte.
Von den nun schleunigst zur Hilfe aufgebotenen deutschen Fürsten
Kvnflrkt verweigerte Heinrich der Löwe die Heeresfolge, weil er
*%S* damals Sachsen nicht verlassen konnte, ohne seine ganze Stellung
Löwen, burch den erneuten Angriff der ostsächsischen Opposition aufs äußerste