VI.
Erich von Drygalski.
Die deutsche Züdpolarexpedition.
5tus der „Zeitschrift der Gesellschaft sür Erdkunde zu Berlin" 1904.
S. 22—34. Itlit Erlaubnis des Verfassers gekürzt.
Km II. Januar 1902 verließen wir Kerguelen^) und
am I. Februar nach kurzem Besuch Heard-Eiland. Nun lag
das große Unbekannte vor uns, und es galt, darin die rich-
tigen Wege zu finden, also im wesentlichen bei dem fast ganz-
lichen Mangel früherer Erfahrungen gut Glück.
England plante, auf der Grundlage weiter zu bauen,
welche James Clark Roß in den Jahren 1841 und 1842
gelegt hatte und die Kenntnis des Roß-Meeres auszugestalten,
jener großen Einbruchspforte in das 5üdpolargebiet, welche
I) Geh. Kdmiralitätsrat Neumayer war schon lange für eine um-
fassende Züdpolerforschung eingetreten, und verschiedene gelehrte Der-
sammlungen hatten ihm zugestimmt,' denn Klarheit über Magnetismus
und Witterungsverhältnisse der Erde, das Verständnis für den Eisberg-
abtrieb und die Meeresströmungen im äußersten Lüden und die Kennt-
nis von Tier- und Pflanzenverbreitung mußte durch Entdeckung?-
fahrten im antarktischen Gebiet ungemein gefördert werden. 5lber
erst als die Behörden des Deutschen Reichs und Kaiser Wilhelm II.
persönlich auf die Bedeutsamkeit solcher Forschungen aufmerksam ge-
worden waren, gelang die Ausrüstung einer deutschen Expedition auf
Reichskosten. Mit der Ausarbeitung der Pläne, der Leitung der 5lus-
rüstung und mit der Führung selbst wurde Prof. v. vrygalski betraut,
der früher in Grönland zur Erforschung des Inlandeises eine Über-
Winterung durchgeführt hatte. Angespornt durch die Vorbereitungen
zu dieser deutschen Unternehmung brachte nun auch England eine
Expedition zu stände, zu deren Kosten aus privaten Sammlungen viel
beigesteuert wurde, und ganz aus Privatmitteln rüstete Professor
Nordenskiöld, ein Sohn des älteren Uordpolarfahrers und Geographen