Full text: Mit 43 Abbildungen (Teil 1 = (2. und 3. Schuljahr), [Schülerband])

60 — 
60. Der Wolf und die sieben jungen Geißlein. 
1. Es war eine alte Geiß, die hatte sieben junge Geißlein und hatte 
sie lieb, wie eine Mutter ihre Kinder liebhat. Eines Tages wollte sie 
in den Wald gehen und Futter holen; da rief sie alle sieben herbei und 
sprach: „Liebe Kinder, ich will hinaus in den Wald. Seid auf eurer Hut 
vor dem Wolfe; wenn er hereinkommt, so frißt er euch alle mit Haut und 
Haar. Der Bösewicht verstellt sich oft, aber an seiner rauhen Stimme 
und an seinen schwarzen Füßen werdet ihr ihn erkennen.“ Die Geißlein 
sagten: „Liebe Mutter, wir wollen uns schon in acht nehmen, Ihr könnt 
ohne Sorge fortgehen.“ Da meckerte die Alte und machte sich getrost 
auf den Weg. 
2. Es dauerte nicht lange, so klopfte jemand an die Haustür und rief: 
„Macht auf, ihr lieben Kinder, eure Mutter ist da und hat jedem von 
euch etwas mitgebracht!“ Aber die Geißerchen hörten an der rauhen Stimme, 
daß es der Wolf war. „Wir machen nicht auf,“ riefen sie, „du bist unsre 
Mutter nicht, die hat eine feine und liebliche Stimme, aber deine Stimme 
ist rauh; du bist der Wolf.“ Da ging der Wolf fort zu einem Krämer 
und kaufte sich ein großes Stück Kreide, die aß er und machte damit seine 
Stimme fein. Dann kam er zurück, klopfte an die Haustür und rief: 
„Macht auf, ihr lieben Kinder, eure Mutter ist da und hat jedem von 
euch etwas mitgebracht!“ Aber der Wolf hatte seine schwarze Pfote in 
das Fenster gelegt; das sahen die Kinder und riefen: „Wir machen nicht 
auf, unsre Mutter hat keinen schwarzen Fuß wie du; du bist der Wolf.“ 
Da lief der Wolf zu einem Bäcker und sprach: „Ich habe mich an den
	        
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