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2. Sein Haar ist bestäubt, sein Antlitz verbrannt;
von wem wird der Bursch' wohl zuerst erkannt?
3. So tritt er ins Städtchen durchs alte Cor;
am Schlagbaum lehnt just der Zöllner davor.
4. Der Zöllner, der war ihm ein lieber Freund;
oft hatte der Becher die beiden vereint.
5. Doch sieh, — Freund Zollmann erkennt ihn nicht;
zu sehr hat die Sonn' ihm verbrannt das Gesicht.
6. Und weiter wandert nach kurzem Gruß
der Bursche und schüttelt den Staub vom Fuß.
7. Da schaut aus dem Fenster sein Schätzel fromm.
„Du blühende Jungfrau, viel schönen Willkomm!“
8. Doch sieh, — auch das Mäsddlein erkennt ihn nicht;
die Sonn' hat zu sehr ihm verbrannt das Gesicht.
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9. Und weiter geht er die Straß' entlang;
ein Tränlein ihm hängt an der braunen Wang'.
10. Da wankt von dem Rirchsteig sein Mütterchen her;
„Gott grüß Euch!“ so spricht er und sonst nichts mehr.
U. Doch sieh, — das Mütterlein schluchzet voll Lust:
„Mein Sohn!“ — und sinkt an des Burschen Brust.
12. Wie sehr auch die Sonne sein Antlitz verbrannt,
das Mutteraug' hat ihn doch gleich erkannt.
Johann Uepomuk Vogl.
7. Der preußische Unabe im Feldlager.
.Ein preußischer Soldat schrieb im Frühling des Jahres 1795
aus dem Lager am Rhein an seine Frau im Magdeburgischen und
äußerte in diesem Briefe unter anderm seine Sehnsucht nach einem
Gericht Rartoffeln. Der Brief kam gegen Abend an. Der zwölf⸗
jährige Sohn vernahm diesen Wunsch seines Vaters und steckte den
Brief zu sich. Er stand des Morgens früh auf, ging in den Reller,
füllte einen Quersack mit Rartoffeln, nahm seinen Wanderstab und
marschierte, ohne Zehrpfennig und ohne irgend jemand ein Wort zu
sagen, gerade nach dem preußischen Heere.