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einzelne Sprüche und erklärende Worte hinzu, die natürlich alle, genau wie
das Bild selbst, verkehrt aus der Holzplatte herausgeschnitten werden mußten,
und schließlich schnitt man ganze Seiten Schrifttext ohne Bilder aus Holz—
tafeln erhaben heraus. Das war zwar an sich eine mühsame Arbeit, aber
sie ersparte wenigstens das vielfältige und langwierige Abschreiben und machte
es möglich, rasch eine beliebige Anzahl von Abzügen herzustellen.
3. So weit war der Buchdruck schon gekommen, als Gutenberg seine
anscheinend so einfachen und doch so weltbewegenden Erfindungen machte.
Johannes Gensfleisch, nach seiner Mutter meist Gutenberg genannt, entstammte
einer alten, vornehmen Mainzer Familie. Er widmete sich der Buchdrucker—
kunst und war unablässig bemüht, Verbesserungen und Vereinfachungen für
seine Kunst zu schaffen. So erfand er zunächst die Buchdruckerpresse, deren
gleichmäßiger Druck es gestattete, von nun an das Papier auf beiden Seiten
zu bedrucken. Endlich aber kam er auf den großen Gedanken, von dem die
ganze weitere Entwicklung der Buchdruckerkunst ausgegangen ist, nämlich jene
Holzplatten in ihre einzelnen Buchstaben zu zerschneiden und diese dann beliebig
wieder zu neuen Wörtern zusammenzufügen.
So einfach freilich war in Wirklichkeit der Druck mit diesen beweglichen
Lettern nicht, und Gutenberg mußte noch eine Menge Schwierigkeiten aus
dem Wege räumen, ehe sich der Gedanke praktisch verwerten ließ. Zu diesen
mannigfachen Versuchen aber brauchte er viel Geld. Als sein vöäterliches
Vermögen erschöpft war, verband er sich daher im Jahre 1450 mit einem
reichen Mainzer Goldschmied, Johannes Fust, der ihm die nötige Summe
vorschoß, und mit dessen Schwiegersohn Peter Schöffer. Im Vereine mit
diesen beiden Männern gelang es dem rastlosen Gutenberg allmählich, die
leicht zerbrechlichen hölzernen Lettern durch metallene zu ersetzen, und bald
erfanden sie auch die Kunst, diese metallenen Lettern nach einem einmal
geschnittenen Muster in Formen zu gießen, vermittels deren sich ein beliebig
großer Vorrat von Buchstaben herstellen ließ. So konnten sie denn endlich an
die erste große Aufgabe gehen, die sie sich für ihre neue Kunst gestellt hatten:
den Druck einer prachtvollen lateinischen Bibel. Sie wurde auch um das
Jahr 1461 vollendet, und zwar in so sorgfältiger, sauberer Ausführung, daß
sie noch jetzt mit Recht Bewunderung erregt.
4. Aber Gutenberg sollte die Frucht seiner jahrelangen angestrengten
Arbeit nicht ernten. Noch vor der Vollendung dieses ersten Hauptwerkes,
auf das er alle seine Hoffnungen gesetzt hatte, verlangte der schlaue Fust die
Rückzahlung seines Darlehens. Weil Gutenberg dazu außerstande war, so
nahm ihm jener seine ganze Werkstätte mit allen Einrichtungen und Er—
findungen als Pfand ab und drängte ihn schließlich ganz aus dem gemein—
samen Unternehmen.